Intro
von Cay Dobberke
Veröffentlicht am 13.12.2019
Die Kritik am geplanten Umbau des Autobahndreiecks Funkturm in Berlin war eines der wichtigsten Themen der BVV-Sitzung am Donnerstagabend – kam dort aber gar nicht mehr zur Sprache, weil darüber schon am Mittwoch im Verkehrsausschuss debattiert worden war. Die BVV bestätigte dessen Beschluss, eine schriftliche „Positionierung“ zu unterstützen, die das Bezirksamt der staatlichen Planungsgesellschaft Deges, der Senatsverkehrsverwaltung und dem Bundesverkehrsministerium gesandt hat. Ob die Wünsche erhört werden, bleibt allerdings vorerst offen.
Zu den Forderungen gehört ein Tempolimit von 60 bis 70 statt bisherigen 80 km/h. Auf Rampen und Zufahrten sollen nur noch 50 statt 60 km/h erlaubt sein. Dies ermögliche geringere Kurvenradien, vermindere den Lärm und reduziere den „Flächenverbrauch“, sodass mehr Raum für andere städtebauliche Nutzungen entstehe. Außerdem sollten die Zu- und Abfahrten am Messedamm im Bereich der Halenseestraße nicht aufgegeben, sondern nur leicht verändert werden. Den Grund dafür nannte Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) im Verkehrsausschuss: Ohne diese Anschlussstelle müssten Reisebusse, die aus dem Süden zum Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) oder in umgekehrter Richtung unterwegs sind, Umwege durch die Wohngebiete an der Knobelsdorffstraße oder in Eichkamp fahren.
Aus Sicht der Deges wird die Anschlussstelle unnötig, weil zwischen der Avus und dem Messegelände eine neue Verbindung geplant ist. Dagegen protestiert der Siedlerverein Eichkamp, der eine starke Zunahme des Verkehrs auf der Jafféstraße befürchtet. Das Bezirksamt hält den direkten Autobahn-Anschluss des Messegeländes grundsätzlich für sinnvoll, bittet aber um eine Verlagerung „in den Bereich nördlich der Avus-Tribüne“.
Lediglich über die Ziele bei der Umgestaltung und Sanierung des Autobahndreiecks waren sich die Fraktionen nicht ganz einig. Den Grünen ist es wichtig, „weniger Fahrzeuge in die Stadt zu führen“, während die FDP die Ansicht vertritt, dass beispielsweise die angeregten Tempo-Reduzierungen nur zu mehr stockendem Verkehr führen würden.
Für eine „Deckelung“ von Teilen der Stadtautobahn hatten sich das Berliner Abgeordnetenhaus und die BVV bereits vor ein paar Monaten ausgesprochen. Im Schreiben des Bezirksamts werden Tunnel hingegen als „keine zielführende Lösungsoption“ bezeichnet. Zum einen werde der Bund die erheblichen Mehrkosten „wohl kaum akzeptieren“, heißt es. Außerdem gebe es eine Richtlinie für längere Tunnel, wonach diese bei Staus geschlossen werden müssen. In diesen Fällen sei eine Verlagerung des Verkehrs in die umliegenden Straßen zu befürchten.
Zur Avus wurde unterdessen auch bekannt, dass diese auf 300 Metern Länge in Höhe Eichkamp um bis zu vier Meter höher gelegt werden soll. Das geht aus der Antwort der Senatsverkehrsverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage des Berliner AfD-Abgeordneten Frank Scholtysek hervor. Die Senatsverwaltung argumentiert damit, dass die Avus „etwas von der Siedlung Eichkamp abgerückt werden soll“. Damit entstünde mehr Raum für die künftige Zufahrt zum Messegelände. In diesem Zusammenhang sei die Fahrbahn-Erhöhung nötig, um Abstand zu den benachbarten Bahnlinien zu wahren.
Eine unschöne Folge für Anwohner in Eichkamp wäre allerdings der Bau einer neuen, sieben Meter hohen Lärmschutzwand. Immerhin könne diese teilweise begrünt und im oberen Drittel „transparent“ gestaltet werden, steht in der Stellungnahme der Senatsverwaltung. Der AfD-Abgeordnete Scholtysek kritisiert die geplante Wand dennoch als „Irrwitz“. Bisher verlaufe die Avus in Höhe Eichkamp in einer Senke. „Würde man diesen Trassenverlauf beibehalten, könnte man sich das Monsterbauwerk in dieser Höhe sparen.“ – Text: Cay Dobberke
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