Intro
von Cay Dobberke
Veröffentlicht am 14.02.2020
Ausgerechnet den bisher nicht sehr hippen und geschlossenen Ratskeller im Rathaus Charlottenburg an der Otto-Suhr-Allee schlägt die BVV-Fraktion der Grünen als neuen Standort für eine Wiederbelebung der Clubszene in der City West vor. Zusätzlich soll das Bezirksamt prüfen, ob andernorts „Möglichkeiten vorhanden sind, konfliktarm die Clubkultur zu fördern“, heißt es in einem Antrag. Schließlich gebe es im Bezirk nur noch „wenige Möglichkeiten für kulturelle Tanzangebote mit neuer elektronischer Musik“. Seit dem Berliner Mauerfall hat sich das Clubleben mit ein paar wenigen Ausnahmen in die östlichen Szenebezirke verlagert.
Das Bezirksamt hat jedoch andere Pläne für den seit Ende 2018 brach liegenden Ratskeller. Noch in diesem Jahr soll die Heinrich-Schulz-Bibliothek im Rathaus Charlottenburg dorthin umziehen, während ihre bisherigen Räume saniert werden. Etwa zwei Jahre später könne die Bibliothek an ihren alten Ort zurückkehren, schätzt Schruoffeneger. In der Zwischenzeit wolle der Bezirk den Ratskeller als Restaurant neu ausschreiben.
Um die Schließung hatte es viel Streit gegeben. Insbesondere Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD) ärgerte sich über Treffen der AfD in dem Lokal. Nicht nur die langjährige Pächterin vermutete, dass der Vertrag deshalb nicht verlängert wurde. Offiziell nannte das Bezirksamt andere Gründe. Man wolle die benachbarte Personalkantine im Rathaus, die von der selben Pächterin betrieben wurde, in Büros umwandeln. Ersatzweise solle der Ratskeller mittags als Kantine dienen – und abends als klassisches Restaurant. Angedacht sei auch, das Lokal für Veranstaltungen zur „Demokratieförderung“ zu nutzen.
Zu Verzögerungen kam es, weil die frühere Wirtin ihr Mobiliar nicht abtransportiert und vom Bezirk dessen Kauf verlangt hatte. Inzwischen ist alles ausgeräumt.
Cay Dobberke, geboren in Berlin, wohnt seit mehr als 25 Jahren in Wilmersdorf. Wenn Sie Anregungen, Kritik, Wünsche, Tipps haben, schreiben Sie ihm bitte eine E-Mail an cay.dobberke@tagesspiegel.de
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