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von Cay Dobberke

Veröffentlicht am 17.04.2020

der Kampf gegen das neue Coronavirus wird noch lange dauern – aber zumindest ein paar der massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens will die Berliner Landesregierung vorsichtig lockern. Alle Läden mit maximal 800 Quadratmetern Verkaufsfläche dürfen wahrscheinlich im Laufe der nächsten Woche wieder öffnen. Darüber entscheidet der Senat allerdings erst am Dienstag. Friseure können ab dem 4. Mai wieder arbeiten, wenn sie einige hygienische Vorschriften befolgen. Dagegen bleiben Restaurants, Bars, Clubs, Kulturstätten und Sportanlagen vorerst geschlossen. Großveranstaltungen, Großdemonstrationen und Gottesdienste müssen weiterhin ausfallen (höchstens kleine Andachten werden vielleicht bald erlaubt). Die Ausgangsbeschränkungen gelten noch mindestens bis zum 27. April.

Der Schulunterricht wird ab dem 27. April schrittweise wieder aufgenommen. Zunächst sollen sich Zehntklässler auf die Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss (MSA) vorbereiten. Wann und wie es für andere Schüler weitergeht, hat Tagesspiegel-Schulexpertin Susannne Vieth-Entus hier zusammengefasst.

Den traditionsreichen „Rheingauer Weinbrunnen“ auf dem Rüdesheimer Platz sagte das Bezirksamt am Freitag ab. Normalerweise beginnt das mehrmonatige Winzerfest im Mai. Aber auch das große Musikfestival Lollapalooza auf dem Olympiagelände steht auf der Kippe, obwohl es erst für den 5. und 6. September geplant ist. Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) zeigte sich in einem rbb-Radiointerview „sehr, sehr skeptisch“. Das bundesweite Verbot von Großveranstaltungen gelte bis mindestens 31. August. „Und die Betonung für solche großen Veranstaltungen liegt auf ,mindestens’, fügte Geisel hinzu. Im vorigen Jahr hatte Lollapalooza nach Angaben der Veranstalter rund 85.000 Besucher angelockt.

Manche Läden und Lokale nutzen die Zwangspause für Verschönerungen. Beispielsweise läuft ein Hausputz in der Künstlerkneipe Diener Tattersall an der Grolmanstraße. Dabei werden auch die rund 600 Fotos, die Prominente zeigen, von den Wänden geholt und abgestaubt. Ein Foto unserer Leserin Gitti Grubel können Sie hier sehen.

Eine Übersicht von Berliner Geschäften und Restaurants, die Lieferdienste oder einen Außer-Haus-Verkauf anbieten, zeigt die Senatswirtschaftsverwaltung auf einer neuen Webseite. Speziell für Gastronomen und deren Kunden gibt es eine ähnliche Liste des Hotel- und Gaststättenverbands.

Der Tagesspiegel unterstützt kleine Geschäfte, Kulturstätten, Restaurants und Cafés mit dem Kiezhelfer-Portal. Dort können Sie Gutscheine kaufen, um sie später bei den jeweiligen Händlern oder Wirten einzulösen. Parallel dazu stellt unser Checkpoint Newsletter in jeder Ausgabe einen der beteiligten Betriebe vor. Dass dies einiges bewirken kann, erlebte Chris Fankhauser vom Schweizer Spezialitätengeschäft Chuchichäschtli an der Holsteinischen Straße 19. Nachdem wir sowohl im Checkpoint als auch hier im Leute-Newsletter auf den Laden aufmerksam gemacht hatten, gab es laut Fankhauser „mal richtig was zu tun“. Viele neue Kunden hätten eingekauft, um dem Geschäft zu helfen. Für den Händler war das „auch Seelenbalsam“.

In dieser Woche folgte im Checkpoint ein Gespräch mit Michael Kösel und Stephan Aleithe, die den Küchenladen an der Knesebeckstraße 26 betreiben. „Trotz aller staatlichen Unterstützung müssen wir an unseren Sparstrumpf ran“, berichten sie. „Da wir ja mit unserem Sortiment nicht zu den systemrelevanten Läden zählen, ist unser Geschäft seit dem 18. März geschlossen.“ Trotzdem „sind wir jeden Tag einige Stunden vor Ort“. Telefonanrufe und E-Mails mit Fragen oder Bestellungen werden bis zum späten Abend beantwortet. Der Küchenladen bietet auch – kontaktlose – Lieferungen oder Abholungen an. Außerdem sei der Gutscheinverkauf „ein wichtiger Faktor“, sagen Kösel und Aleithe.

Während die Wochenmärkte noch zumindest Lebensmittel verkaufen dürfen, liegt der Trödelmarkt an der Straße des 17. Juni auf amtliche Anordnung hin brach. Nach „48 erfolgreichen Jahren“ müssten rund 200 Händler – darunter viele Familien – und er selbst nun ohne Einkommen auf bessere Zeiten hoffen, schrieb uns der Marktgründer Michael J. Wewerka. „Bitte grüßen Sie unsere Händler, die zahlreich Ihren Newsletter lesen.“ Das tun wir hiermit gerne.

Für die Mierendorff-Insel im Charlottenburger Norden hat der Verein „DorfwerkStadt“ einen eigenen Marktplatz ins Leben gerufen. „Alle Unternehmen, Selbstständige und Dienstleister“ können gratis für sich werben.

Über Nachbarschaftshilfen haben wir schon mehrmals informiert. Die wichtigste Anlaufstelle betreiben Kiezinitiativen, Begegnungsstätten und Kirchengemeinden gemeinsam mit dem Bezirksamt. Helfer und Hilfesuchende können über ein Online-Portal des Bezirks oder die Webseite des Vereins „Willkommen im Westend“ in Kontakt treten. Außerdem ist die Anlaufstelle per E-Mail (nachbarschaftshilfe@charlottenburg-wilmersdorf.de) und unter Tel. 9029 14 970 erreichbar.

Auf tagesspiegel.de finden Sie unter anderem einen Liveticker zur Entwicklung in Berlin und 99 Fragen und Antworten zum Coronavirus. Unterhaltsames gibt es dort auch, darunter eine Bildergalerie mit den besten Aussichtsfotos unserer Leserinnen und Leser und viele weitere Aufnahmen aus der stillgelegten Stadt von Tagesspiegel-Fotografin Kitty Kleist-Heinrich.

Cay Dobberke, geboren in Berlin, wohnt seit mehr als 25 Jahren in Wilmersdorf. Wenn Sie Anregungen, Kritik, Wünsche, Tipps haben, schreiben Sie ihm bitte eine E-Mail an cay.dobberke@tagesspiegel.de