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von Cay Dobberke

Veröffentlicht am 02.10.2020

alle Proteste haben nichts genutzt: „Karstadt Sports“ am Zoo wird nach 24 Jahren im Kranzler-Eck geschlossen. Das kündigte ein Manager des Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof im Wirtschaftsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses an. Die Verhandlungen mit dem Vermieter über günstigere Mietpreise seien gescheitert. Das Kranzler-Eck gehört dem Versicherungsunternehmen Axa.

Bisher nutzt Karstadt Sports das frühere „Bilka“-Kaufhaus an der Kantstraße / Ecke Joachimsthaler Straße. Wie es dort während der Bilka-Ära im Jahr 1956 aussah, zeigen wir hier auf Twitter. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz – ebenso wie das restliche Kranzler-Eck, das noch als „Viktoria-Areal“ in die Landesdenkmalliste eingetragen ist.

Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD) kritisierte die geplante Schließung als „völlig unverständlich“. Es handele sich um einen „umsatzstarken Standort mit hoher Kundenfrequenz in bester Lage der City West“. Mieter und Vermieter sollten sich „nochmals an einen Tisch setzen“. Doch damit ist kaum zu rechnen. Der Räumungsverkauf läuft seit Wochen, den Angestellten wurde gekündigt. Laut Mitarbeitern dürfte der 17. Oktober der letzte Verkaufstag sein.

Bessere Nachrichten gibt es aus der Wilmersdorfer Straße. Karstadt bleibt dort noch mindestens drei Jahre lang, hinzu kommt eine Option auf zehn Jahre. Darauf hatte sich der Berliner Senat im August mit Galeria Karstadt Kaufhof geeinigt. Jetzt wurde ein neuer Vertrag mit dem Vermieter geschlossen, wie Konzernchef Miguel Müllenbach den Angestellten schrieb. Der Eigentümer des Gebäudes – eine Tochtergesellschaft der Unternehmensgruppe Brenninkmeijer (C&A) – hat einer Mietpreissenkung zugestimmt.

Die Rettung mehrerer Karstadt-Filialen in Berlin hat der österreichische Mutterkonzern Signa mit umstrittenen Bauprojekten verknüpft. In Neukölln geht es um einen Neubau von Karstadt am Hermannplatz. In Charlottenburg plant Signa drei Hochhäuser auf dem Gelände von Karstadt am Kurfürstendamm. Das von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher geführte Berliner Baukollegium hatte die Türme abgelehnt.

Doch nun heißt es aus der Stadtentwicklungsverwaltung, am Ku’damm sei eine „Nachverdichtung“ mit „ein bis zwei Hochpunkten“ möglich. „Hochpunkte“ seien „nicht zwingend Hochhäuser“. Diese Behauptung wirkt allerdings wie ein Witz, weil in Berlin bereits alle Gebäude, welche die Traufhöhe von 22 Metern überschreiten, amtlich als Hochhäuser gelten.

Die bezirkliche Linksfraktion greift das Thema am Dienstag, 6. Oktober, ab 19 Uhr in der Online-Diskussion „Signa-Deal und Masterplan – wie steht es um die Zukunft der City West?“ auf. Das dürfte spannend werden, weil sich neben Fraktionschef Niklas Schenker und dem Stadtplaner Harald Bodenschatz von der Technischen Universität Berlin auch Regula Lüscher und Bezirksbaustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) beteiligen. Die Linken kritisieren, dass „finanzstarke Investoren“ mit Hochhausplänen „die Debatte um die künftige Entwicklung in der Innenstadt dominieren“. Einen Livestream des Gesprächs plant die Fraktion auf ihrer Webseite sowie per Twitter und bei Facebook.

Cay Dobberke, geboren in Berlin, wohnt seit mehr als 25 Jahren in Wilmersdorf. Wenn Sie Anregungen, Kritik, Wünsche, Tipps haben, schreiben Sie ihm bitte eine E-Mail an cay.dobberke@tagesspiegel.de