Intro

von Cay Dobberke

Veröffentlicht am 06.08.2021

welche Läden und Lokale die Coronakrise überstehen, war eine spannende Frage während der monatelangen Lockdowns in diesem und dem vorigen Jahr. Besonders schwer hatte es die Kneipe Zwiebelfisch am Savignyplatz. Seit 1967 hat sie sich einen nahezu legendären Ruf erworben – vor allem durch die vielen alten Plakate und Bilder an den Wänden, aber auch wegen des ungewöhnlichen Osterweihnachtsbaums, der regelmäßig im Frühjahr draußen steht.

Doppeltes Pech hatten der Wirt Hartmut Volmerhaus und seine Tochter Claudia im März 2020. Erst mussten sie das Lokal infolge der Pandemie schließen, und dann kam auch noch eine Brandstiftung hinzu. Unbekannte zündeten nachts im Hof einen Stapel Altpapier an, die Flammen breiteten sich bis ins Innere aus.

Nach einer langen Restaurierung hat die Kneipe nun wieder geöffnet. Die ersten Gäste wurden am vorigen Wochenende bewirtet. Besonders erstaunlich: Fast alles sieht wieder wie früher aus (Fotos finden Sie hier, hier und hier). Einige Bilder „konnten wir durch Duplikate ersetzen“, sagt Hartmut Volmerhaus, andere habe man leicht beschädigt wieder aufgehängt. Nach dem Motto „Finden Sie den Unterschied“ seien Ratespiele an den Wänden möglich, scherzt er.

Dem Gastronomen ist aber nicht nur zum Lachen zumute. Durch die mehr als 16-monatige Schließung und die Sanierungskosten „sind meine Ersparnisse draufgegangen“, sagt Volmerhaus, der die Kneipe in den 1980-er Jahren übernommen hatte. Seit dem Brand und dem ersten Lockdown hätten Stammgäste und andere Unterstützer mehr als 40.000 Euro gespendet und so „die Arbeitsplätze gerettet“.  Eine Versicherung zahlte für die meisten Brandschäden. Doch die Umsatzverluste konnten nur teilweise mit staatlichen Corona-Hilfen kompensiert werden. Außerdem musste Volmerhaus in Modernisierungen investieren, die über eine Wiederherstellung hinausgingen. Unter anderem entsprach der Schallschutz nicht mehr den neuesten Vorschriften. Die Decke wurde besser isoliert und hängt jetzt etwas tiefer.

  • Cay Dobberke, geboren in Berlin, wohnt seit mehr als 25 Jahren in Wilmersdorf. Wenn Sie Anregungen, Kritik, Wünsche, Tipps haben, schreiben Sie ihm bitte eine E-Mail an cay.dobberke@tagesspiegel.de