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von Cay Dobberke

Veröffentlicht am 21.04.2023

der thailändische Streetfood-Markt soll den Preußenpark verlassen. Die Wilmersdorfer Grünfläche werde stattdessen „als Park wiederhergestellt“, steht im Entwurf für die neue Zählgemeinschaftsvereinbarung der CDU und Grünen. Das Papier liegt dem Tagesspiegel vor. Der Thai-Markt erhält demnach „möglichst in der näheren Umgebung“ einen neuen Standort.

Künftig wollen beide Parteien gemeinsam in Charlottenburg-Wilmersdorf regieren. Einige Anwohnende fordern seit Jahren eine Verlagerung des Thai-Markts. Sie kritisieren Rasenschäden auf der Liegewiese sowie Müll- und Verkehrsprobleme. Der Park solle wieder ganz der Nachbarschaft dienen. Gegen dessen „sinnlose und gemeinschädliche Zerstörung“ protestierte Anfang 2002 auch das „Berliner Netzwerk für Grünzüge“ (wir berichteten).

Anfang 2021 wurde der Markt verkleinert und legalisiert. Das Bezirksamt begrenzte die Zahl der Streetfood-Stände auf 60; vorher hatte es bis zu 100 gegeben. Außerdem wurde die Fläche an den Rand der Wiese verlegt und der Thailändische Verein in Berlin unter mehreren Bewerbern als Betreiber ausgewählt. Die Händler:innen müssen seitdem Hygienevorschriften beachten und Steuern zahlen.

Ursprünglich war der Streetfood-Markt auf anarchische Weise aus Treffen thailändischer Familien entstanden. Er lockt Besucher aus ganz Berlin an – und auch viele Touristen, weil er als Tipp in Reiseführern steht. Bis zur Genehmigung vor rund zwei Jahren war der Verkauf allerdings lange illegal.

In einem weiteren Schritt wollte das bisherige Bezirksamt ein Plateau für den Markt errichten. Zudem war ein Multifunktionsgebäude mit einem Lager für die mobilen Stände, Toiletten und weiteren Nutzungsmöglichkeiten geplant.

Die neue Umzugs-Idee trägt scheinbar die Handschrift der CDU, die sich den Anwohnerbedenken häufig angeschlossen hat. Andererseits sagte Umweltstadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) dem Tagesspiegel, er habe die Formulierung im Entwurf der Zählgemeinschaftsvereinbarung „selbst hineingeschrieben“.

Das Grünflächenamt sei „glücklich“ darüber, dass dem Grünanlagengesetz wieder entsprochen werde, sagt Schruoffeneger. Der verbreitete Eindruck, dass er den Markt im Park halten wollte, treffe nicht zu. Er habe sich nur an eine „Beschlussfassung des Bezirksamts“ aus der Zeit gehalten, in der die SPD die stärkste Kraft war.

„Wir prüfen bereits einen Ersatzstandort“, fügte der Stadtrat hinzu. Wo sich dieser befindet, will er noch nicht verraten. Nur so viel: Die Stelle liege „natürlich im Grünen“ und so nahe am Preußenpark, dass die Kundschaft der Streetfood-Händler dort weiterhin „sitzen und genießen“ könne. Der Bau eines Pavillons im Park bleibe möglich.

Den Fehrbelliner Platz hatten Kritiker:innen des Thai-Markts oft als neuen Standort vorgeschlagen. Dort findet bereits drei Mal wöchentlich ein Streetfood-Markt statt. Aber laut Schruoffeneger ist die Fläche vor dem früheren Rathaus Wilmersdorf „zu klein“ für die größere Zahl der thailändischen Stände.

Die SPD reagiert verärgert auf die Absichtserklärung. „Dass der gemeinsame überparteilich getragene Weg für die Erhaltung dieses einzigartigen interkulturellen Zusammentreffens aufgekündigt wird, ist schon jetzt ein düsterer Ausblick auf die verbleibende Wahlperiode“, schrieb uns die Vize-Fraktionsvorsitzende in der BVV, Claudia Buß. „Wir sind überzeugt, dass der Park und die Thai-Community koexistieren können.“

Bewilligte Fördergelder des Bundes, des Landes Berlin und des Bezirks für eine Umgestaltung des Preußenparks „hätten dies auch weiterhin ermöglicht“, sagt Claudia Buß. „Wir sind schockiert und traurig, dass solch eine international renommierte, auch touristische Instanz von der sich bildenden schwarz-grünen Zählgemeinschaft so behandelt wird.“

Noch ist nichts beschlossen. Die BVV will das neue Bezirksamt am 27. April wählen. Bis dahin sollen Kreisparteitage der CDU und der Grünen der Zählgemeinschaft zustimmen.

  • Auf welche anderen Ziele sich beide Parteien geeinigt haben, können Sie hier im Newsletter weiter unten in der Rubrik „Namen & Neues“ lesen.