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von Cay Dobberke

Veröffentlicht am 06.10.2023

die bei einem antisemitischen Brandanschlag zerstörte Bücherbox vor dem S-Bahnhof Grunewald wird ein Ausstellungsstück der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Das erfuhr der Gründer des Projekts Nachhaltige BücherBoXX, Konrad Kutt, aus dem Bonner Museum.

Wegen der Nähe zum Deportations-Mahnmal Gleis 17 am Bahnhof Grunewald lag Literatur über die Judenverfolgung in der Nazizeit zur Lektüre in der umfunktionierten Telefonzelle aus. Mitte August legte ein 63-Jähriger ein Feuer und hinterließ ein antisemitisches Schreiben. Die Polizei konnte den Täter schnell ermitteln; er war bereits durch andere politisch motivierte Sachbeschädigungen aufgefallen.

Als authentisches Objekt vereine die Bücherbox zwei relevante Themen, heißt es aus dem Museum. Zum einen stehe sie für bürgerschaftliches Engagement durch die „aktive und kritische Auseinandersetzung mit den Themen Nationalsozialismus und Antisemitismus“ im öffentlichen Raum. Außerdem verdeutliche ihre Zerstörung aktuelle rechtsextreme Gewalttaten sowie das „Fortbestehen und die Folgen antisemitischer Überzeugungen“ in der Gesellschaft. Zuerst soll das Exponat in einer Wechselausstellung über die Deutschen und den Nationalsozialismus nach 1945 gezeigt werden.

Zur Finanzierung einer Ersatz-Installation am Bahnhof Grunewald will das nahe gelegene Auktionshaus Bassenge beitragen. Am 12. Oktober versteigert es den eingerahmten Rest eines Buches, das bei dem Brandanschlag nahezu verkohlt war. Es handelt sich um das Buch „Willkommen in der Wirklichkeit. Wie Deutschland den Abstieg vermeiden kann“ des Wirtschaftsjournalisten Nikolaus Piper.

Das Auktionshaus veranschlagt 200 Euro als minimalen Schätzpreis und verspricht: „Der Erlös kommt dem Aufbau einer neuen BücherboXX zugute“. Gebote werden in der Galerie Bassenge an der Erdener Straße 5a, in einer Videokonferenz sowie telefonisch und schriftlich möglich sein. Mehr dazu steht unter bassenge.com/lots/122/34010.

Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf hat ebenfalls angekündigt, eine neue Bücherbox finanziell zu unterstützen. Die Summe wurde allerdings nicht genannt. Konrad Kutt schätzt die Kosten auf 10.000 Euro.

  • Spenden können auf ein Konto überwiesen werden, dessen Inhaber die Europäische Akademie Berlin ist (Stichwort „BücherboXX“, Berliner Volksbank, IBAN: DE 90 1009 0000 2112 1610 00).