Kiezkamera
Veröffentlicht am 28.09.2018 von Cay Dobberke

Die Spur der Schweine. Normalerweise erfreut der Karolingerplatz zwischen der Heerstraße und dem Messegelände mit seinen umlaufenden Rosenspalieren das Auge. 1912/13 wurde die Grünanlage vom berühmten Charlottenburger Gartenbaudirektor Erwin Barth gestaltet, zu dessen Schöpfungen auch der Lietzenseepark sowie der Brix- und der Savignyplatz gehören. Doch seit dieser Woche ist die Wiese großenteils verwüstet, auch an den Beeten gibt es Schäden. Wildschweine haben den Boden auf der Suche nach Käfern, Würmern oder Blumenzwiebeln zerwühlt.
Tagesspiegel-Leser Michael Kunz schreibt: „Uns Anwohnern ist im wahrsten Sinne des Wortes ,zum Heulen‘ zumute. Inzwischen werden große Teile von Westend und Grunewald von Wildschweinen ,terrorisiert‘.“ Er habe das Grünflächenamt kontaktiert, sich für die bisher gute Platzpflege bedankt, aber auch „angeregt, in Zusammenarbeit mit den zuständigen Senatsbehörden endlich eine Lösung das Wildschweinproblems zu erarbeiten, sei es durch Abschuss oder Geburtenregelung“.
Solche Maßnahmen sind nicht in Sicht. Schon im vorigen Frühjahr hatten die Fraktionen der CDU und der FDP im Berliner Abgeordnetenhaus unter anderem mehr Stadtjäger und den Einsatz von „Antibabypillen“ gefordert, um die Zahl der Wildschweine stadtweit zu verringern. Die rot-rot-grüne Koalition lehnte dies ab. Eine stärkere Bejagung könne sogar zur stärkeren Verteilung und Vermehrung der Tiere führen, argumentierte beispielsweise die Linksfraktion.
Im Bezirksamt sieht Bau- und Umweltstadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) kaum Möglichkeiten, die Rotten aus Westend fernzuhalten. Helfen könne nur mehr Disziplin unter Gartenbesitzern und Parkbesuchern: „Wildschweine kommen dorthin, wo Essensreste liegen.“
Foto: Cay Dobberke
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