Kiezkamera

Veröffentlicht am 20.12.2019 von Cay Dobberke

Das Rätsel im Olympiastadion. Haben Sie das auch schon gesehen? Und auch keine Ahnung, was diese 17 Meter hohe Dachstütze soll? Die Fans von Hertha BSC staunen bestimmt auch am Sonnabend, wenn um 18.30 Uhr der Tabellenzweite Borussia Mönchengladbach vor mehr als 50.000 Leuten im Olympiastadion antritt.

Die Stahl-Konstruktion wurde direkt vor der Haupttribüne errichtet. Das Fundament hinterm Zaun ist tief und schwer  hier finden Sie ein Foto, wie es hinter dem Bauzaun aussieht. Mein Kollege André Görke (der schreibt sonst den Spandau-Newsletter im Nachbarbezirk – hier komplett zum Nachlesen) wollte aber nicht immer nur über den Holzzaun schmulen, sondern klingelte in der Stadionzentrale durch. Der Umbau ist bald 20 Jahre alt. Da rostet schon mal was durch. Oder ist das schlimmer?

Das sagt der Veranstaltungschef. Ans Telefon ging Christoph Meyer, Direktor für Veranstaltungen und Mitglied der Geschäftsleitung. Der weiß normalerweise alles, aber hier holte er sich Rat von den Technikern, bitteschön: „Das Dach ist natürlich nicht einsturzgefährdet. Aber wir müssen da oben arbeiten, deshalb haben wir eine Ersatzstütze aufgebaut. 136 äußere Säulen hat das Stadion. Diese stützen das Dach, die Attika, den Oberrang. Auf jedem Pfeiler lasten 324 Tonnen Gewicht. Das Gebäude bewegt sich minimal und hat deshalb Dehnungsfugen. Schauen Sie im Oberring mal an die Decke – die Dehnungsfugen sind leicht zu erkennen. Und an dieser Stelle befindet sich die Dehnungsfuge ausgerechnet genau auf dem Säulenkopf. Der Naturstein – das ist bei uns Muschelkalk – ist etwas kaputt gegangen. Die Platten müssen wir jetzt abnehmen, um uns darunter den Betonkern anzugucken. Und wenn der nicht auch noch kaputt ist, wird die Fuge ausgebessert. Wir bauen ein Gleitlager für den Stützenkopf ein, damit die Bewegungen aus dem Dach nicht mehr direkt auf die Säule übertragen werden. Wir hoffen, dass die provisorische Stütze im Frühsommer wieder abgebaut werden kann, so etwa im April.“

Zweites Stadionrätsel: Was ist auf dem Maifeld aktuell los? Als die Zuschauer neulich durchs Marathontor aufs Maifeld guckten, wunderten sie sich und fragten beim Newsletter für Charlottenburg-Wilmersdorf nach: „Was machen die da?“ Die ollen Tribünen (Baujahr 1936, verwildert, Schrott, aber unter Denkmalschutz) werden aktuell radikal abgebaggert  hier ein Foto von den riesigen Sandbergen. Also Anruf bei Sportsenator Andreas Geisel, SPD.

Darum ist das Maifeld die größte Buddelkiste in Westend. Große Bagger, Sandberge und eine angeknabberte Tribüne? „Der Erdaushub entlang der Maifeldtribüne dient der Vorbereitung für die Abdichtung, die für das Gebäude dort vorgesehen ist“, schrieb ein Sprecher der Sportverwaltung jetzt dem Newsletter. Wird die Tribüne wieder aufgebaut? „Nach erfolgter Versiegelung der beiden Schwerlastwände wird der Erdaushub wieder aufgebracht. Ja, die Wälle werden vollständig wieder hergestellt. Darüber hinaus werden ab Januar 2020 auch die Natursteinverblendungen am Tribünengebäude entfernt und die darunter liegende Betonkonstruktion ertüchtigt.“

Bis wann? Und was kostet die Großbaustelle neben dem Olympiastadion? „Diese Arbeiten sollen im Sommer 2021 beendet werden. Dann wird das äußere Erscheinungsbild der Wälle und der Tribüne vollständig wiederhergestellt sein“, sagte der Sprecher der Sportverwaltung. „Die für die Baumaßnahmen vorgesehenen und vom Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses bewilligten Mittel belaufen sich auf 11,0 Millionen Euro für die Abdichtungsmaßnahmen.“ Na bitte, jetzt sind alle wieder auf dem aktuellen Stand. Schönen Spieltag. Schöne Winterpause!

Text und Foto: André Görke

Fotografieren Sie in Ihrem Kiez oder anderswo im Bezirk? Bitte senden Sie Ihre Bilder an: cay.dobberke@tagesspiegel.de