Kiezkamera
Veröffentlicht am 27.08.2021 von Cay Dobberke

Galerien in Garagen. Die Umgestaltung der denkmalgeschützten Kant-Garagen an der Kantstraße neigt sich dem Ende zu. Anfang Oktober würden die Baugerüste entfernt, kündigte der Immobilienunternehmer Dirk Gädeke im Gespräch mit dem Tagesspiegel an. Das sechsstöckige Gebäude gehört ihm und seiner Familie. „Bis zum Jahresende soll alles fertig sein.“ Dann erhalte das ursprünglich im Jahr 1930 eröffnete und vom Architekten Hermann Zweigenthal gestaltete Parkhaus auch seinen alten Namen „Kantgaragenpalast“ zurück.
Als voraussichtliche Mieter nennt Gädeke vor allem Start-Up-Unternehmen, Architektur- und Ingenieurbüros und Galerien. Nachdem die Entwicklung durch die Corona-Pandemie „etwas ins Stocken“ geraten sei, gebe es jetzt ein großes Interesse. Verträge wurden allerdings noch nicht unterzeichnet.
Ins Erdgeschoss sollen Läden und Cafés nach dem Vorbild der Kreuzberger „Markthalle Neun“ ziehen. Der Keller bleibt eine Tiefgarage. Auf dem Dach kam ein Penthouse hinzu, in das Gädeke mit seiner Frau ziehen wollte. Sie war davon aber nicht begeistert. Deshalb wird das Penthouse wahrscheinlich vermietet.
Für ein Vier-Sterne-Boutiquehotel mit 63 Zimmern, das ebenfalls zum Jahresende öffnen soll, wurde auf dem Nachbargrundstück rechts ein Flachbau abgerissen.
Das schönste Gerücht ist leider nicht wahr. Aus Kreisen der Berliner Immobilienbranche wurde dem Tagesspiegel zugetragen, das New Yorker Guggenheim Museum erwäge eine Dependance. Für das berühmte Museum „würde ich alles stehen und liegen lassen“, sagt Gädeke, doch kenne er keine entsprechenden Pläne. „Wir sind nicht involviert in dieses Projekt“, stellt auch Museumssprecherin Lauren Van Natten klar.
Vorerst unverwirklicht bleibt die Idee eines Zentrums für „Neue Mobilität“. Junge Unternehmen aus der Autobranche sollten in einer Kooperation mit dem Berliner Senat an die Tradition als Parkhaus, Kfz-Werkstatt und Tankstelle anknüpfen. Doch laut Gädeke führten Gespräche mit Andreas Knie, der am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) die Forschungsgruppe „Digitale Mobilität und gesellschaftliche Differenzierung“ leitet, zu keinem Ergebnis.
Auch aus einer anderen Idee wird nichts. Zuerst wollte Gädeke, der ein passionierter Kunstsammler ist, dem Berliner Galeristen Michael Schultz eine Etage überlassen und ihn zum Miteigentümer machen. Beide waren lange befreundet. Doch Schultz meldete im Herbst 2019 die Insolvenz an. Hinzu kommen persönliche Differenzen.
Der frühere Eigentümer Christian Pepper, dem auch das Europa-Center und Bürohäuser am Ernst-Reuter-Platz gehören, ließ das Baudenkmal lange verfallen. Vor acht Jahren beantragte er sogar den Abriss. Das Bezirksamt verweigerte die Erlaubnis. Außerdem gründeten Architekturfreunde eine Rettungsinitiative. Im Januar 2016 erwarb Gädeke das Parkhaus, im Herbst 2018 genehmigte das Bezirksamt die Umbauten.
Berühmt ist der Kantgaragenpalast besonders für seine Rampen in Form einer Doppelhelix. Das war in der Entstehungszeit neu und führte dazu, dass sich hinauf- und herabfahrende Autos nicht begegnen. Gädeke fühlt sich beim Anblick an die Fassade des Guggenheim Museums erinnert. So gesehen, hätte es besonders gut gepasst, wenn an den Gerüchten über eine Dependance etwas dran gewesen wäre.
- Foto: Cay Dobberke
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