Kiezkamera

Veröffentlicht am 15.10.2021 von Cay Dobberke

Mode und Motoren. Zwei junge Frauen posieren vor sportlichen Cabriolets auf der damaligen Nordkurve der Avus, mit dem Motel und dem Funkturm im Hintergrund – die Modeaufnahme aus den 1950-er Jahren stammt aus einer ikonischen Serie des berühmten Fotografen F. C. Gundlach, der im vergangenen Juli im Alter von 95 Jahren gestorben ist.

Einige seiner Bilder zieren jetzt eine Ausstellung und einen dazugehörigen Fotokatalog zum 100. Jubiläum der „Automobil-Verkehrs- und Übungsstraße“ und heutigen Stadtautobahn A 115. Sie war die erste ausschließliche Autostraße der Welt und wurde durch viele Rennen berühmt, die allerdings seit 1998 nicht mehr stattfinden. Die lange leer stehende Tribüne hat der Unternehmer Hamid Djadda soeben wieder eröffnet, nun gibt es darin Fernsehstudios und Büros.

Wir verlosen drei Exemplare des 99-seitigen Buchs „Perspektive Avus – Im Rausch der Zeit“ unter allen Leserinnen und Lesern, die unter tagesspiegel.de/gewinnen das Stichwort „Avus“ eingeben. Falls Sie nicht gewinnen: Der Bildband kann für 29 Euro im Onlineshop der Berliner Verlagsbuchhandlung Große Hamburger Straße oder bei anderen Buchhandlungen bestellt werden (ISBN 978-3-00-070115-3).

Der Liedermacher Reinhard Mey erinnert sich in einem der kurzen Begleittexte daran, wie seine Mutter seinem Drängen nachgab und ihn Anfang der 1950-er Jahre zu einem Avus-Rennen mitnahm. „Ich liebte den unglaublichen Krach, den die Motoren machten, ich liebte die scheppernde Lautsprecherstimme der Rennkommentatoren, aber vor allem liebte ich diesen unverwechselbaren Geruch von verbranntem, mit Rizinus veredeltem Rennmotoröl.“

In einem Vorwort würdigt der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) die mit der Avus verbundenen „automobilen Mythen und Legenden“. Im Nachwort beschreibt der im Iran geborene und in Hamburg aufgewachsene Unternehmer Hamid Djadda, wie er auf Idee kam, die Avus-Tribüne neu zu beleben. Vor vielen Jahren sei er bei seinem Umzug nach Berlin mit seiner Schwester über die Autobahn gefahren. Das Erste, was beide von der Stadt sahen, war die „fürchterlich heruntergekommene“ Tribüne. „Wir fragten uns, wie die Hauptstadt der größten Wirtschaftsnation Europas es nur zulassen kann, solch ein Wahrzeichen verrotten zu lassen.“ 2015 erwarb Djadda das Baudenkmal.

Die Ausstellung läuft seit dem heutigen Freitag in der Classic Car Remise an der Wiebestraße 36–37 in Moabit und dauert bis zum 15. November.