Kiezkamera
Veröffentlicht am 29.10.2021 von Cay Dobberke
„Betreten und Befahren des Parkdecks und der Rampe verboten!“, verkündet absurderweise das Schild am Zaun um den St. Georg Brunnen auf dem Charlottenburger Hindemithplatz. Der sinnlose Hinweis wurde wohl von einer anderen Baustelle übernommen, um die Passanten zwischen der Giesebrecht-, Mommsen- und Wilmersdorfer Straße vom Brunnen fernzuhalten.
Zum zweiten Mal in diesem Jahr ist dieser eingezäunt. Nebenan wurde eine Baustellen-Toilette aufgestellt. Darüber wundert sich einer unserer Leser, da er seit Wochen „keinerlei Bautätigkeit“ erkennen kann. Wir haben uns die Hintergründe vom Büro des Bau- und Umweltstadtrats Oliver Schruoffeneger (Grüne) erklären lassen.
Drei Baufirmen wurden beauftragt. Bereits abgeschlossen sind eine „Sanierung der Elektrounterverteilung“ und der Austausch einer defekten Pumpe. Außerdem sollen „Abwasserleitungen in der Brunnenstube“ repariert werden. Mit einer Abdichtung und Instandsetzung der schadhaften Brunnenschalen sei begonnen worden, um „weitere Schäden durch eindringendes Wasser abzuwenden“, heißt es. Einen Teil der Abdichtungsarbeiten habe der zuständige Fachbetrieb „witterungsbedingt“ noch nicht beenden können.
Ursprünglich gehörte der Brunnen zum Vergnügungs-Etablissement „Bayernhof“ am Potsdamer Platz in Mitte. Dort war er in den Jahren 1903 bis 1904 entstanden. Deshalb ist das vom Architekten Wilhelm Walther gestaltete Kunstwerk auch als „Bayernhof-Brunnen“ bekannt. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Vergnügungsstätte nicht. Beim Abriss ihrer Ruine im Jahr 1975 wurde der Brunnen zerlegt. 1980 setzte man ihn auf dem Hindemithplatz wieder zusammen. Daran erinnert eine Bronzetafel. Der Platz trägt seit 1995 den Namen des Komponisten Paul Hindemith.
- Foto: Cay Dobberke
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