Kiezkamera

Veröffentlicht am 04.02.2022 von Cay Dobberke

„Obst für alle“, lautet das Motto in der Kleingartenkolonie Habsburg Gaußstraße nahe dem Charlottenburger Mierendorffplatz. Jeder darf Früchte von 13 Obstbäumen und 160 Beerensträuchern ernten, die an einem öffentlichen Weg stehen. Unser Bild zeigt einen zusätzlichen Geschenketisch, auf dem die Kleingärtner:innen alles ablegen, was sie selbst nicht verzehren können.

Für dieses und andere Projekte, die ökologische und soziale Ziele haben, wurde der Kleingartenverein soeben mit dem ersten Preis im Berliner Wettbewerb Kleingärten: Im Einklang mit der Natur ausgezeichnet. Auslober war der Landesverband Berlin der Gartenfreunde. Mit dem Sieg ist die Teilnahme am diesjährigen Bundeswettbewerb „Gärten im Städtebau“ verbunden.

Das öffentliche Obstpflücken begann 2017, als die ersten Gewächse dafür gepflanzt wurden. Bezirkspolitiker:innen sowie die Fernsehköchin, Autorin und Politikerin Sarah Wiener übernahmen Patenschaften für die Bäume. Drei bis vier Mal jährlich pflegen die Mitglieder des Kleingartenvereins gemeinsam das Grün oder pflanzen nach.

Die Kolonie verstehe sich als „Bürgerpark“, sagt die Vize-Vereinsvorsitzende Bärbel Rothhaar. Eine im Herbst 2020 gepflanzte Esskastanie vor dem Vereinshaus ist als sommerlicher Nachbarschaftstreffpunkt gedacht.

Es gab auch Workshops mit Schulen und Kitas zum Thema „Grüne Lunge und Stadtklima“. An den Zäunen mehrerer Parzellen zeigen Fotos die Tierwelt in den Gärten. Eine umgestürzte Weide wurde zu einem großen Insektenhotel umgestaltet. Außerdem setzt der Verein das Konzept der „Urbanen Waldgärten“ um. Dabei wird auf verschiedenen Ebenen gegärtnert. Bäume, Sträucher und Gemüse- und Kräuterpflanzen leben auf engem Raum zusammen, was einige ökologische Vorteile mit sich bringt.

Die Wettbewerbsjury lobte, wie der Verein die biologische Vielfalt fördert und dies mit einer Umweltbildung für Gäste koppelt. Dem Preisgericht gehörten unter anderem Vertreter:innen der Senatsumweltverwaltung, der Stiftung Naturschutz Berlin und der Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz an.

Im Jahr 1907 war die Kolonie auf dem vorherigen Gelände einer Gärtnerei entstanden. Später gingen einige Parzellen durch eine Erweiterung der Gaußstraße und Gewerbeneubauten verloren. Unter anderem steht heute ein Supermarkt mit großem Parkplatz auf einem früheren Teil des Geländes.

  • Foto: Bärbel Rothhaar
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