Kiezkamera
Veröffentlicht am 24.06.2022 von Cay Dobberke
Hier geht’s um die Wurst. Die Charlottenburger Imbissbude „Maximilian“ neben dem Parkplatz am Stuttgarter Platz hat nach mehr als 60 Jahren geschlossen. Jeden Tag verschwinden einige Teile. Laut Doreen Stahlberg von der Berliner „Currywurst-Manufaktur“ Maximilian geht der langjährige Betreiber – „ein älterer Herr um die 70“ – in den Ruhestand. Er habe den Kiosk an einen Nachfolger übergeben wollen und einen Interessenten gefunden. „Aber das Bezirksamt war dagegen.“
Dies entspricht einer grundsätzlichen Haltung des Amts. Freistehende Imbissbuden auf öffentlichem Straßenland sind dem Charlottenburg-Wilmersdorfer Ordnungsstadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) ein Dorn im Auge. „Es gibt genug Räume in Erdgeschossen von Gebäuden“, sagte er dem Tagesspiegel. Für die Imbissbude am Stuttgarter Platz galt zuletzt ein Bestandsschutz – der aber nicht auf einen neuen Wirt übertragbar war.
Das Bezirksamt findet die Imbissbuden ähnlich störend wie Schankveranden von Restaurants am Kurfürstendamm. Diese überdachten Vorbauten müssen ebenfalls abgebaut werden, wenn ein Lokal schließt oder verkauft wird. Am Boulevard lautet eines der Ziele, Passanten das Flanieren entlang der Laden-Schaufenster zu erleichtern. Im Vorbau des früheren chinesischen Restaurants Lee Wah am Ku’damm / Ecke Nestorstraße werden nun allerdings Teppiche verkauft. Der Vermieter legte Widerspruch gegen den Abriss ein (wir berichteten).
Die Imbissbude am Stuttgarter Platz hätte auf längere Sicht auch dem Vorhaben des Bezirks im Wege gestanden, den Autoparkplatz mit einem großen Fahrradparkhaus zu überbauen. Ein Teil der Flächen darin soll zu einem Drogenkonsumraum für Rauschgiftsüchtige werden. Im Parterre könne es außerdem eine kleine gewerbliche Nutzung geben, sagt Schruoffeneger. Ein neues Imbisslokal sei durchaus denkbar. Wann der Neubau errichtet wird, ist noch fraglich.
An die Erfindung der Currywurst erinnert eine Gedenktafel an der Kaiser-Friedrich-Straße / Ecke Kantstraße neben dem „Stutti“. Dort hatte die Imbisswirtin Herta Heuwer die berühmte Soße kreiert. Die Firma Maximilian beansprucht für sich, die Würste geliefert und das Rezept „verfeinert“ zu haben.
Das Unternehmen geht auf den sächsischen Fleischer Max Brückner zurück. Als Naturdärme in der frühen Nachkriegszeit rar waren, entwickelte er ein Verfahren, um Brühwurste ohne diese herzustellen. Heute werden Currywürste mit oder ohne Darm angeboten.
Ende der 1940er Jahre siedelte Brückner aus dem Erzgebirge nach Berlin über und gründete eine Fleischerei in Spandau. 1954 zog sie nach Charlottenburg um. Wenig später entstanden die Imbissbuden unter dem Namen „Maximilian“. Der Standort am Stuttgarter Platz (Kaiser-Friedrich-Straße 52) war der erste.
Inzwischen betreibt die Firma die Verkaufsstellen nicht mehr selbst. Es gibt 24 „Gastronomiepartner“ in Berlin und einige weitere im Land Brandenburg, auf Sylt, am Timmendorfer Strand und in Dresden. In Charlottenburg-Wilmersdorf beliefert Maximilian jetzt nur noch „Curry Meineke 27“ an der Meinekestraße. Immerhin ist dieser Imbiss nicht bedroht – denn er befindet sich in einem Hausparterre.
- Foto: Cay Dobberke
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