Kiezkamera
Veröffentlicht am 22.07.2022 von Cay Dobberke
Die Avus-Tribüne als temporäre Kunsthalle. Mit etwas Glück hat der Maler und Galerist Saeid Mojavari einen ungewöhnlichen Ausstellungsort gefunden. Bis Ende August kann er die 85 Jahre alte Avus-Tribüne zwischen der Autobahn A 115 und dem Messedamm nutzen. Einst saßen dort bis zu 4000 Zuschauer der Avus-Rennen, die letztmalig 1998 ausgetragen wurden.
Nach einem langen Leerstand sanierte der Unternehmer Hamid Djadda das Baudenkmal und vermietete es im Herbst 2021 langfristig an den Fernsehsender Hauptstadt TV. Aber dessen Einzug verzögert sich. Bisher hat der Innenausbau nur in wenigen Räumen begonnen.
Davon erfuhren Mojavari und seine Frau Carolin, als der Künstler Kani Alavi mit Djadda ihre Galerie am Koppenplatz in Mitte besuchte. Sie wandten sich an den Sender, der schließlich sogar dazu bereit war, die Ausstellungsfläche gratis zur Verfügung zu stellen. In einem Museum wie dem Hamburger Bahnhof in Moabit hätte ihn eine Ausstellung ähnlicher Größe wohl drei Millionen Euro gekostet, schätzt Saeid Mojavari.
Der 53-Jährige stammt aus dem Iran. Er war Dozent für Malerei und Film an der Pädagogischen Universität in Teheran, kam 1996 nach Köln und eröffnete dort seine erste Galerie. 2008 wechselte er nach Berlin. Er schätzt Djadda als erfolgreichen Unternehmer, der ebenfalls iranische Wurzeln hat. Carolin Mojavari zog 2007 für ein Malerei-Studium an der Kunsthochschule Weißensee aus dem Raum Halle-Leipzig nach Berlin.

Etwa 4300 Gemälde und Collagen hat das Künstlerpaar schon gestaltet. Ein Teil davon ist in der Avus-Tribüne zu sehen. Carolin Mojavari malt hauptsächlich großformatige Landschaften. Damit „habe ich begonnen, als ich in die Stadt gezogen bin“, sagt sie. Viele ihrer Motive befassen sich mit dem „ambivalenten Verhältnis zwischen Mensch und Natur“ und beinhalten „ein melancholisches Moment“. Saeid Mojavaris Bilder zeigen meist Menschen, die sich in Bewegung befinden, und sind von philosophischen Gedanken durchzogen.
Zusätzlich produziert der Künstler kurze Animationsfilme. Einer davon hieß „Heart“, wurde 1992 bei den Filmfestspielen in Cannes gezeigt und für die „goldene Palme“ nominiert. ist auf YouTube zu sehen.
Die Ausstellung ist teilweise noch im Aufbau, kann aber schon besichtigt werden. Dienstags bis sonntags zwischen 11 und 20 Uhr sind Führungen möglich, für die man sich per E-Mail an gallery@mojavari.com oder unter Tel. 0176 2048 4602 anmelden soll.
- Fotos: Cay Dobberke
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