Namen & Neues
Bericht über rassistische und antisemitische Vorfälle
Veröffentlicht am 11.10.2019 von Cay Dobberke
Der rechtsextremistische Terroranschlag in Halle schockiert viele Menschen deutschlandweit und international. Aber wie groß sind die Probleme des Rassismus, des Antisemitismus und des Rechtsextremismus in unserem Bezirk? Am vorigen Dienstag, zufällig einen Tag vor dem Anschlag, stellte das Projekt Berliner Register seine „Auswertung extrem rechter und diskriminierender Vorfälle in Charlottenburg-Wilmersdorf im Jahr 2018“ in einem BVV-Ausschuss vor.
280 Vorfälle wurden im vorigen Jahr recherchiert und dokumentiert. In einer gedruckten Broschüre steht: „Konkret bedeutet dies, dass sich in Charlottenburg-Wilmersdorf alle ein bis zwei Tage, zu jeder Tages- und Nachtzeit, auf der Straße, in der Bahn oder in der direkten Nachbarschaft ein diskriminierend motivierter Vorfall ereignete.“ Als „Propaganda“ stufen die Register-Betreiber 142 Taten ein. 63 Mal handelte es sich um Beleidigungen und Bedrohungen, von denen rund die Hälfte als antisemitisch gewertet werden. Hinzu kamen „Verharmlosungen des Nationalsozialismus“, „Aktionen gegen den politischen Gegner“ und anderes.
In ganz Berlin wurden dem Register 3405 Vorfälle bekannt. Die City West stand stadtweit an vierter Stelle. Damit unterscheidet sich die Einordnung etwas von Angaben der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS). Wie berichtet, sieht diese Charlottenburg-Wilmersdorf speziell bei antisemitischen Vorfällen auf Platz zwei in Berlin. Zuletzt waren ein Rabbiner beleidigt und angespuckt sowie ein anderer jüdischer Mann zu Boden gestoßen worden.
Zum Thema passt ein Gespräch mit Felix Klein, dem Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus-Dieter Gröhler lädt dazu für Montag, 21. Oktober, ab 19 Uhr in sein Bürgerbüro „Café Wahlkreis“ an der Zähringerstraße 33 ein. Klein hatte im vorigen Mai davor gewarnt, überall in Deutschland Kippa zu tragen. „Übergriffe auf jüdische Mitbürger, die sich offen als solche zu erkennen geben, steigen“, sagt auch Gröhler.