Namen & Neues

Alle müssen raus: Huthmacher-Haus am Zoo wird entmietet

Veröffentlicht am 07.02.2020 von Cay Dobberke

Was wird aus dem weißen Hochhaus gegenüber dem Bahnhof Zoo? Der Hamburger Investor Newport Holding hat mit der Entmietung des Baudenkmals am Hardenbergplatz begonnen, das als „Huthmacher-Haus“ bekannt ist, weil es darin einst das Café und Tanzlokal Huthmacher gab. Bereits am heutigen Freitag schließt die Verbraucherzentrale Berlin ihre Büros in dem 60-Meter-Turm und zieht an die Ordensmeisterstraße 15-16 in Tempelhof um. Am alten Standort hätte man maximal noch bis Ende 2020 bleiben können. „Es erfüllt mich mit Sorge, dass die Mieten in Berlins Innenstadt weiterhin so stark steigen, dass ein Verdrängungsprozess begonnen hat, den wir nun selbst zu spüren bekommen“, sagt Dörte Elß, die dem Vorstand der Verbraucherzentrale angehört.

Zum Ende dieses Jahres läuft außerdem der Mietvertrag des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) aus, der dann in Büros am Ostbahnhof in Friedrichshain umzieht, wie eine Sprecherin auf Nachfrage sagte. Zu den Büronutzern gehören auch eine Sprach- und eine Wirtschaftsschule, die Bundespolizei sowie das Immobilienunternehmen Bayerische Hausbau. Dieses hatte das Hochhaus im Jahr 2002 erworben und 16 Jahre später an die Newport Holding weiterverkauft. Im Erdgeschoss gibt es mehrere Imbisslokale.

Ende 2018 stellte der neue Eigentümer seine Pläne vor, den denkmalgeschützten, aber sanierungsbedürftigen Altbau abzureißen und durch ein 95 Meter hohes Bürohaus zu ersetzen. Das Berliner Landesdenkmalamt reagierte skeptisch: Bisher sei „nicht bekannt, dass die Bausubstanz einen Abriss erforderlich machen könnte“. Nach Auskunft des Bezirksamts hat sich seitdem nichts geändert. Es liege kein Abrissantrag vor.

Bisher sei nicht entschieden, ob die Immobilie durch einen Neubau ersetzt oder saniert werden soll, teilten Newport und die Bayerische Hausbau – die noch als Hausverwaltung fungiert – auf Nachfrage mit. In jedem Fall werde der „Eingriff in das Gebäude so massiv erfolgen“, dass eine Nutzung nur noch bis zum Ende aller jetzigen Mietverträge im Dezember 2020 beziehungsweise Januar 2021 möglich sei.

Entstanden war das Huthmacher-Haus 1955 bis 1957 nach Plänen der Architekten Paul Schwebes und Hans Schoszberger – als Teil des Zentrums am Zoo, das der Berliner Bekleidungsindustrie diente. Anfangs wurde der Turm „DOB-Hochhaus“ genannt, weil Hersteller von Damenoberbekleidung darin Büros und Ausstellungsräume hatten. Das „Zentrum am Zoo“ war der Vorläufer des heutigen Gebäude-Ensembles Bikini Berlin.

Dazu zählen auch das Kino Zoo-Palast, das Einkaufszentrum im Bikini-Haus an der Budapester Straße und ein früheres Bürogebäude nahe dem Elefantentor des Zoos, das unter anderem das Hotel 25hours und die Monkey Bar beherbergt. Mit Ausnahme des Huthmacher-Hauses gehören die Gebäude weiterhin der Bayerischen Hausbau. – Text: Cay Dobberke

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