Namen & Neues
Neubauprojekt am Adenauerplatz lebt wieder auf
Veröffentlicht am 24.04.2020 von Cay Dobberke
Seit vielen Jahren stehen die Wohn- und Geschäftshäuser zwischen der Lewishamstraße und der Wilmersdorfer Straße am Adenauerplatz fast leer. Mehrmals wechselte der Eigentümer, die letzten Mieter sind ein Supermarkt und eine Imbissbude. 2018 suchte der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) lange nach den Hausbesitzern. Die Spur endete bei zwei osteuropäischen Hotelbetreibern. Warum die Investmentgesellschaft „Wiwela Bau Projekt GmbH“ die Immobilie so lange verfallen ließ, blieb unklar. Nun haben sich die potenziellen Investoren wieder beim Bezirksamt gemeldet.
Es geht um einen elfstöckigen Neubau der 16.500 Quadratmeter für Büros, 25 Wohnungen sowie 1500 Quadratmeter für Läden, Cafés und Restaurants im Erdgeschoss bieten soll. Zum Konzept gehören ein „Mobility Hub“ für Carsharing und Lieferverkehr mit Lastenfahrrädern sowie Ladestationen für Autos und Roller mit Elektroantrieb. Einen Entwurf des Büros Eike Becker Architekten können Sie hier sehen. Wiwela will nach eigenen Angaben rund 100 Millionen Euro investieren.
Doch Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) bleibt skeptisch. „Dasselbe Projekt“ hätten die Eigentümer dem Bezirk schon mehrmals vorgestellt. Es könne „nicht ohne ein Bebauungsplanverfahren“ beginnen. Schruoffeneger hat allen BVV-Fraktionen die Pläne zugeleitet und bezweifelt, dass diese mehrheitsfähig sind.
Anscheinend sympathisiert nur die FDP mit dem Vorhaben. „Der Adenauerplatz und die Wilmersdorfer Straße können in diesem Bereich mithilfe der modernen Architektur des Gebäudes wiederbelebt werden“, sagt der Vize-Fraktionsvorsitzende und Baupolitiker Johannes Heyne. Er findet es „nachvollziehbar, dass das ehemalige Wohnhaus nun zu einem Großteil für Büros und Gewerbe genutzt werden soll, da man den Straßenlärm der Lewishamstraße den Anwohnern nicht zumuten möchte“. Es sei „sehr geschickt“, dass die Architekten den Wohnungsbau nur zur Wilmersdorfer Straße hin und an einem Innenhof planten. Die FDP könne sich auch ein größeres Hochhaus vorstellen.
Dagegen kritisiert Linksfraktionschef Niklas Schenker, der Investor drücke sich mit dem „marginalen Wohnungsanteil“ davor, Sozialwohnungen nach dem Berliner Modell zu errichten.
Gescheitert ist das Bezirksamt offenbar mit seinem Wunsch, eine zweite Immobiliengesellschaft zur Kooperation zu bewegen, um den Adenauerplatz gemeinsam zu gestalten. An der Lewisham- / Ecke Waitzstraße gibt es das Panorama-Hotel und eine frühere Auto-Parkpalette, die zuletzt von einem Sexshop genutzt wurde und seit Jahren leer steht. Die Eigentümer stellten Ende 2018 ihre Idee vor, beide Gebäude durch ein Bürohochhaus mit 17 Etagen und einen 14-stöckigen Hotelturm zu ersetzen. Aber auch diese Idee kommt bei vielen Bezirksverordneten nicht gut an. Niklas Schenker spricht von einem „schlechten Scherz“ beider Investoren. „Was das Umfeld des Ku’damms braucht, sind ganz sicher keine weiteren Hotels oder Büros, sondern bezahlbare Wohnungen.“
Blicke in die Vergangenheit des Adenauerplatzes präsentieren wir bei Twitter. Dort können Sie sehen, wie 1974 der Brunnen installiert wurde, wie der Tagesspiegel 1978 über die Eröffnung des U-Bahnhofs berichtete und wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Jahr 2005 an der damals neuen Statue ihres Amtsvorgängers Konrad Adenauer posierte.