Namen & Neues

Politiker streiten über Neubauten am Adenauerplatz

Veröffentlicht am 08.05.2020 von Cay Dobberke

Foto: Simulation Max Dudler Architekten/Reprofoto: Cay Dobberke

Seit vielen Jahren gammeln leere Wohn- und Geschäftshäuser sowie eine frühere Parkpalette am Adenauerplatz vor sich hin. Über Neubauprojekte von Architekten und Investoren diskutierte nun der BVV-Stadtentwicklungsausschuss, der erstmals seit rund zwei Monaten wieder im Rathaus Charlottenburg tagte.

Einen veränderten Entwurf des Architekten Max Dudler zeigte Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne). Die Eigentümer des Panorama Hotels und der Parkpalette an der Lewisham- / Ecke Waitzstraße planen nicht mehr, beide Gebäude durch ein Bürohochhaus mit 17 Etagen und einen 14-stöckigen Hotelturm zu ersetzen. Denn dafür hätten sie laut Schruoffeneger wohl „drei Mal ins Baukollegium Berlin“ unter der Leitung von Senatsbaudirektion Regula Lüscher gehen und jahrelange Verzögerungen in Kauf nehmen müssen. Jetzt soll das Hotel stehen bleiben und nur eine neue Fassade erhalten.

Das Betonungetüm der Parkpalette will man durch einen siebenstöckigen Neubau mit Büros und Läden ersetzen. Eine Simulation wurde als Ausdruck herumgereicht, unser Foto davon finden Sie hier. In einer der ersten Reaktionen sagte Jenny Wieland (Grüne), sie sehe den „Baumassenzuwachs“ im Vergleich zum Status quo kritisch, freue sich aber auf eine „Stadtreparatur“. Der Ausschuss will den Architekten zu einer Präsentation einladen.

Viel mehr Kritik seitens der rot-grün-roten Mehrheit lösten Entwürfe für das zweite Bauvorhaben am Adenauerplatz aus. Zwischen der Lewisham- und der Wilmersdorfer Straße stehen ein verwaistes Haus mit ehemals 40 Wohnungen und ein Gewerbebau, den nur noch ein Supermarkt und ein Imbiss nutzen. Wie wir in der vorigen Woche berichtet hatten, plant die „Wiwela Bau Projekt GmbH“ einen elfstöckigen Neubau mit 16.500 Quadratmetern Fläche für Büros, 1500 Quadratmetern für Läden, Cafés und Restaurants sowie 25 Wohnungen. Eine Simulation des Büros Eike Becker Architekten finden Sie hier.

Der fast verwaiste Bestandsbau (Foto: C. Dobberke)

Dem Investor gehe es nur um „Gewinnmaximierung“, sagte Wolfgang Tillinger (SPD). Auch Linksfraktionschef Niklas Schenker und die Grünen bemängelten den geringen Anteil neuer Wohnungen in dem Projekt. Am Ende waren sich die drei Fraktionen einig darin, dass die Vorschläge „keine Diskussionsgrundlage“ bilden könnten und man das Büro Eike Becker daher nicht im Ausschuss anhören wolle. Darüber ärgerten sich wiederum die Vertreter der CDU und der FDP.

Die Zählgemeinschaftspartner verhielten sich „arrogant“ und weckten „Zweifel an ihrem städtebaulichen Entwicklungswillen für Charlottenburg-Wilmersdorf“, schrieb der Vize-Fraktionsvorsitzende der FDP, Johannes Heyne, nach der Sitzung in einer Erklärung. Die Mehrheitsfraktionen seien „im Allgemeinen geblieben“ und hätten „keine konkreten Kritikpunkte angesprochen“. Im Hinblick auf die Architektur betonte Heyne, es sei nicht die Aufgabe des Ausschusses, „als Geschmackspolizei zu wirken“. Ein Sprecher des Investors Wiwela sagte dem Tagesspiegel, man wolle nun außerhalb des Gremiums das Gespräch mit den einzelnen Fraktionen suchen.

Enttäuscht zeigte sich der gesamte Ausschuss darüber, dass es dem Bezirksamt nicht gelungen ist, mit den beiden Immobilienbesitzern ein gemeinsames Gutachterverfahren für den Adenauerplatz einzuleiten. Laut Baustadtrat Schruoffeneger haben die Eigentümer an der Waitzstraße eine solche Kooperation abgelehnt.