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AG City will mehr Sonntagsverkäufe
Veröffentlicht am 31.07.2020 von Cay Dobberke
Angesichts der Coronakrise fordert der Unternehmerverein AG City zusätzliche Sonntagsöffnungszeiten für Berliner Läden. Deren wochenlange Schließung im Frühjahr, der durch Auflagen eingeschränkte Betrieb und der Touristenmangel hätten dazu geführt, dass „viele Einzelhändler um ihre Existenz kämpfen“ und „alles versuchen“, um den Umsatzrückgang aufzuholen. „Die wirtschaftliche Entwicklung in Berlin muss wieder aufwärts gehen“, sagte Vorstandsmitglied Uwe Timm, der unter anderem das Europa-Center an der Tauentzienstraße als Centermanager leitet.
Auch Berliner und Besucher der Stadt würden von Sonntagsöffnungen profitieren, heißt es. Shopping sei „heutzutage nicht mehr nur der Bedarfseinkauf, sondern gehört zur Gestaltung der Freizeit mit Familie und Freunden dazu“. Händler sollten selbst über ihre Geschäftszeiten entscheiden. Es sei „nicht mehr zeitgemäß“, verkaufsoffene Sonntage nur anlässlich großer Veranstaltungen zu genehmigen.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi lehne Sonntagsöffnungen ab und klage manchmal dagegen, vertrete aber „nur eine kleine Minderheit“ der Mitarbeiter im Einzelhandel, behauptet und kritisiert die AG City. „Wir wissen, dass 100 Prozent der an verkaufsoffenen Sonntagen im Einzelhandel Beschäftigten freiwillig arbeiten und der Sonntagszuschlag ein schöner Zuverdienst ist.“
Unterstützung kommt erwartungsgemäß von der FDP. „Wir fordern bereits seit Jahren die Öffnung der Geschäfte am Sonntag“, sagt der Charlottenburg-Wilmersdorfer Fraktionschef Felix Recke. Im Januar hat die BVV einem FDP-Antrag zugestimmt, der Spätverkaufsläden die Öffnung an Sonn- und Feiertagen ermöglichen soll. Leider sei es nur um die Spätis gegangen, sagt Recke. „Alles andere hatte uns Rot-Rot-Grün in der Antragsberatung rausgestrichen.“ Aktuell zeige „gerade der Fall Karstadt“, dass der Einzelhandel „mit dem Rücken an der Wand steht“. Innenstädte müssten attraktiver werden, auch wegen der Konkurrenz durch Onlinehändler.
Die Linken in der BVV halten nichts von dem neuen Vorstoß. Statt „pauschal Konsum zu fördern“, müsse es darum gehen, „sich für den Einzelhandel in der Nachbarschaft sowie mehr Verzicht beim Online-Shopping einzusetzen“, sagte die Fraktionsvorsitzende Annetta Juckel. Außerdem „dürften sich die Gewinne der Geschäfte in Grenzen halten, denn auch am Sonntag kann der Einzelhandel nicht mit den Niedrigpreisen von E-Commerce-Riesen mithalten“. Eine Ausdehnung der Öffnungszeiten führe dazu, dass „für geringverdienende Verkäufer*innen jeder Tag zum beruflichen Alltag wird“.