Namen & Neues
Karstadt-Filiale gerettet - auch durch Zugeständnisse bei Neubauprojekt
Veröffentlicht am 07.08.2020 von Cay Dobberke
Das Karstadt-Warenhaus in der Fußgängerzone Wilmersdorfer Straße wird doch nicht geschlossen, sondern für mindestens drei weitere Jahre gesichert. Darauf einigten sich die Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof und der Berliner Senat in einer Absichtserklärung („Letter of Intent“). Laut Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) gibt es eine Verlängerungsoption auf zehn Jahre.
Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD) reagierte „sehr glücklich“ und findet: „Jetzt gilt es, die Zeit zu nutzen, den Standort weiter zu modernisieren und berlinweit die Schnittstelle stationärer Handel versus Online-Handel zukunftsfest zu machen.“
Über das bedrohte Sportkaufhaus „Karstadt Sports“ im Kranzler Eck an der Joachimsthaler Straße wird weiterhin verhandelt. Ursprünglich hatte Galeria Karstadt Kaufhof die Schließung von bundesweit 62 Standorten angekündigt, darunter sechs in Berlin. Nun sind auch die Filialen in Tempelhof, an der Müllerstraße in Wedding und im Lichtenberger Ringcenter vorerst gerettet.
Verschiedene Gründe führten zur Erhaltung der Filiale an der Wilmersdorfer Straße. Das Haus ist an sich umsatzstark, musste dem Eigentümer der Immobilie aber eine ungewöhnlich hohe Miete zahlen. Wie berichtet, hieß es zuletzt von der Vermietergesellschaft Redevco, man habe „ein Angebot über eine substanziell reduzierte Miete gemacht“. Darüber hinaus zeigte sich der Senat bereit, dem Karstadt-Mutterkonzern Signa bei dessen Bauprojekt am Ku’damm entgegenzukommen.
Auf dem Gelände von Karstadt am Kurfürstendamm hatte Signa drei bis zu 150 Meter große Hochhäuser geplant, war damit aber Ende 2018 beim Baukollegium Berlin unter der Leitung von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher abgeblitzt. Jetzt heißt es aus der Berliner Stadtentwicklungsverwaltung, eine „Nachverdichtung“ mit „ein bis zwei Hochpunkten“ sei möglich. Dafür würden in „enger Zusammenarbeit mit dem Bezirk“ ein Bebauungs- und ein Masterplan erarbeitet, sagte eine Sprecherin. „Allerdings sind Hochpunkte nicht zwingend Hochhäuser.“
Von einer „interessanten Wendung“ spricht Bezirksbaustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne). „Es war ja immer der Senat, der blockiert hat.“ Vermutlich werde dieser die Planung an sich ziehen. Das bedeute jedoch nicht unbedingt, dass es besser und schneller geht.
Auch nach dem Rücktritt von Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) wegen falsch abgerechneter und unversteuerter Einnahmen gibt es in ihrer Verwaltung noch Skepsis gegenüber neuen Hochhäusern in der City West. Senatsbaudirektorin Lüscher amtiert ja weiter. Also muss die Behörde eine Lösung suchen, mit der auch das Baukollegium leben kann.