Namen & Neues

Zigarettenfabrik wandelt sich zum Gewerbeviertel

Veröffentlicht am 09.10.2020 von Cay Dobberke

„Größer als der Potsdamer Platz“, wenn auch weniger bekannt, sei das Gelände der 2012 geschlossenen Reemtsma-Tabakfabrik in Schmargendorf, rechnet Geschäftsführer Stephan Allner von der Wohnkompanie Berlin gerne vor. 2015 hatte sein Unternehmen die Brache gekauft, um dort Wohnungen zu bauen – doch das Bezirksamt bestand auf einer gewerblichen Nutzung des als Industriefläche ausgewiesenen Grundstücks an der Mecklenburgischen Straße. Also entsteht dort nun das Gewerbequartier „GoWest“ (lesen Sie dazu auch unseren bereits Ende 2018 erschienenen ausführlichen Bericht). Der Name verdeutlicht nicht nur die Lage, sondern spielt auch darauf an, dass Reemtsma hier unter anderem die Zigarettenmarke „West“ produziert hatte.

Etwa eine Milliarde Euro wollen die Wohnkompanie und ihre Mutttergesellschaft Zech Group investieren. Für die ersten zwei Bauabschnitte hat das Bezirksamt soeben die Genehmigung erteilt. Nach dem derzeit laufenden Abriss der meisten alten Hallen soll der Neubau im Januar beginnen. Die Fertigstellung ist für 2027 geplant. Nach Schätzungen der Investoren können 10.000 bis 20.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Zum Projekt gehören ein Gründerzentrum im früheren Hochregallager und ein genossenschaflich organisierter „Handwerkerhof“, für den eine Fabrikhalle umgebaut wird.

Hinzu kommen Büros, Labore, ein Rechenzentrum, aber auch ein Hotel, Lokale, kleine Läden und ein Theater. Die Filmschauspielschule Berlin nutzt Teile einer alten Halle bereits als Probebühne. Das Gelände werde auch nachts öffentlich zugänglich sein, verspricht Stephan Allner.

Oberirdisch bleibt alles autofrei. Ersatzweise entstehen drei große Kellergeschosse mit Verkehrswegen und Tiefgaragen. Als größte Besonderheit sind Landwirtschaft und ein Swimmingpool auf dem Dach des früheren Hochregallagers geplant. Laut Allner entstand diese Idee bei Überlegungen, wie Regenwasser zurückgehalten und kanalisiert werden kann.

Architektonisch soll das Quartier alten Berliner Gewerbehöfen ähneln. Entwürfe des Architekten und Stadtplaners Christoph Kohl können Sie auf der Projekt-Webseite sehen. Ein Bild der Abrissarbeiten finden Sie hier bei uns. Bei einem Baustellenbesuch lobten Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD) und Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) soeben den Nutzungsmix und das „nachhaltige“ ökologische Konzept. Die Investoren erhielten dafür auch schon ein „Vorzertifikat“ der Gesellschaft für nachhaltiges Bauen in der höchsten Auszeichnungsstufe „Platin“.