Namen & Neues
Senatsbaudirektorin lehnt neue Hochhäuser am Ku'damm ab
Veröffentlicht am 15.01.2021 von Cay Dobberke
Seit Jahren will die österreichische Signa-Gruppe, die der Mutterkonzern der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof ist, mehrere Hochhäuser auf dem Gelände von Karstadt am Kurfürstendamm und Nachbargrundstücken bauen. Doch die Chancen stehen schlecht.
Das zeigte eine Online-Sitzung des Stadtentwicklungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher stellte mögliche Hochhausstandorte in der City West vor, machte aber deutlich, dass der Kurfürstendamm nicht dazu gehöre. Im Entwurf eines „Entwicklungskonzepts City West“ werden stattdessen die Hertzallee neben dem Bahnhof Zoo sowie ein Gebiet zwischen der Schöneberger Urania und dem Europa-Center am Breitscheidplatz als Gebiete ausgewiesen, in denen weitere Türme entstehen könnten.
Die Berliner Stadtentwicklungsverwaltung arbeite nun an einer Vorlage für den Senat, sagte Sprecherin Katrin Dietl dem Tagesspiegel. Die Vorgeschichte reicht bis in den Dezember 2018 zurück. Damals plante Signa am Ku’damm drei bis zu 150 Meter große Hochhäuser, blitzte damit jedoch beim Baukollegium Berlin ab. Regula Lüscher leitet dieses Expertengremium, das die Senatsverwaltung berät.
Eine Wende schien absehbar, als sich Signa im August 2020 mit dem Senat auf die Erhaltung mehrerer Kaufhäuser in Berlin einigte, deren Schließung der Konzern zuvor angekündigt hatte. Die Landesregierung war zu Gegenleistungen bereit. Plötzlich hieß es, am Ku’damm seien „ein bis zwei Hochpunkte“ möglich. Diese müssten allerdings „nicht zwingend Hochhäuser“ sein, fügte die Stadtentwicklungsverwaltung hinzu – offenbar mit Rücksicht auf Lüscher und das Baukollegium. Wir berichteten auch über die Reaktionen von Bezirkspolitikern.
Wo liegt der Unterschied? Laut einer Definition aus dem Jahr 1955 gelten baupolizeilich eigentlich schon alle Gebäude als Hochhäuser, welche die Traufhöhe von 22 Metern überschreiten. Allerdings wurden später bestimmte Brandschutzmaßnahmen für Hochhäuser vorgeschrieben, die mehr als 60 Meter hoch emporragen. So steht es auf Seite 14 dieser Senatsvorlage an das Abgeordnetenhaus aus dem April 2019.
Der Senat unterscheidet zwischen Hochpunkten (ab 35 Meter) und Hochhäusern (ab 60 Meter). Also gebe es keinen Widerspruch zwischen den neuen Äußerungen von Regula Lüscher und dem Kompromiss mit Signa, findet Behördensprecherin Dietl. Der Straßenblock um das Karstadt-Warenhaus werde im Konzeptentwurf als „städtebauliches Ensemble mit einem hohen Gebäude“ gekennzeichnet – aber ohne eine „Aussage zur konkreten Höhe“. Die politische Bewertung „obliegt dem Senat und dem Abgeordnetenhaus“.