Namen & Neues

Wochenmarkt an der Suarezstraße muss doch nicht schließen

Veröffentlicht am 29.01.2021 von Cay Dobberke

Beinahe wäre der 28. Januar der letzte Verkaufstag des Wochenmarkts an der Suarezstraße gewesen, auf dem nur noch zwei Lebensmittelstände stehen. Nun aber gibt es eine unerwartete Lösung. Die Genossenschaft Deutsche Marktgilde hat sich beim Bezirksamt als neuer Betreiber beworben. Der Antrag stehe „kurz vor der Genehmigung“, sagt Wirtschafts- und Ordnungsstadtrat Arne Herz (CDU). Sollte die Genossenschaft den donnerstags stattfindenden Markt nicht sofort übernehmen können, werde der Bezirk diesen noch ein bis zwei Mal selbst veranstalten.

Die beiden Händler könnten bleiben, sagte uns der regionale Niederlassungsleiter der Deutschen Marktgilde, Dirk Dieter. Außerdem „wollen wir das Angebot ausbauen“. Die Genossenschaft habe viel Erfahrung und betreibe deutschlandweit mehr als 250 Wochenmärkte.

Der Händler Jury-Dietmar Iwanow verkauft sein Obst und Gemüse seit 25 Jahren in der Suarezstraße und an anderen Wochentagen auch auf den Märkten am Karl-August-Platz und in der Nestorstraße. Er freut sich über die Pläne der Genossenschaft, schränkt allerdings ein, dass Dirk Dieter mit ihm bisher nur ein „unverbindliches Gespräch“ geführt habe. Noch wisse er nicht, wie viel Miete künftig gezahlt werden soll. Iwanows Stand ist rund 20 Meter lang, nebenan ist sein Händlerkollege Armin Hopp regelmäßig mit einem Eierwagen dabei.

Erst zwei Tage vor Heiligabend hatten Iwanow und Hopp erfahren, dass bald Schluss sein solle. Stadtrat Herz argumentierte später, der  im Laufe der Jahre stark geschrumpfte Markt sei für den Bezirk als Veranstalter „unwirtschaftlich“ (wir berichteten). Unter anderem hätten Marktmeister, die sich um mehrere Standorte im Bezirk kümmern müssen, viel damit zu tun, Falschparker von der Verkaufsfläche an der Suarezstraße abschleppen zu lassen. Die zwei Händler könnten ersatzweise auf anderen Märkten verkaufen, bot der Stadtrat an.

Viele Anwohner protestierten gegen die Schließung. Iwanow legte Unterschriftenlisten aus, in die sich kurzfristig mehr als 500 Menschen eintrugen. Angesichts der Tatsache, dass der Markt nur donnerstags stattfindet, sei das „immens“, betonte die Vize-Vorsitzende der bezirklichen SPD-Fraktion, Claudia Buß, in der jüngsten Sitzung des BVV-Wirtschaftsausschusses. Der Tagesspiegel erhielt einige Zuschriften von Stammkunden. Vor allem Senior(inn)en beklagten, der Weg zu anderen Wochenmärkten sei ihnen zu beschwerlich.

Zuletzt forderte auch die BVV-Fraktion der Grünen, den Standort Suarezstraße zu retten, um die Ziele der „wohnortnahen Versorgung“ und „kurzer Wege in der Stadt“ nicht zu gefährden. Obwohl nun wohl ein „Happy End“ naht, geht die politische Diskussion um die Charlottenburg-Wilmersdorfer Wochenmärkte weiter. So erinnerte der FDP-Fraktionsvorsitzende Felix Recke im Wirtschaftsausschuss daran, dass die BVV bereits im April 2020 einem Antrag der Freidemokraten zugestimmt hatte. Darin wurden neue Marktstandorte, die Erprobung abendlicher Verkaufszeiten und verbilligte Standmieten für kleine Anbieter aus dem Umland angeregt. Seit dem BVV-Beschluss „ist leider nicht viel passiert“, kritisierte Recke.

Auch Grünen-Fraktionschef Christoph Wapler findet, dem Bezirksamt stünden „viele Stellschrauben“ zur Verfügung, um die Wochenmärkte zu stärken. Probleme wie den Nachwuchsmangel unter den Händlern könne die Verwaltung vielleicht nicht lösen, sagte er. Beispielsweise könnten aber „themenbezogene Märkte“ die Nachfrage steigern. Als erfolgreiches Vorbild gilt allgemein der Streetfood-Markt auf dem Fehrbelliner Platz. Ebenso wie die FDP schlug Wapler außerdem vor, längere Verkaufszeiten an verschiedenen Standorten zu prüfen.