Namen & Neues
Rettungsplan für das Seniorenheim Lentzeallee ist vorerst gescheitert
Veröffentlicht am 19.02.2021 von Cay Dobberke
Das Heim der Seniorenstiftung Wilmersdorf an der Schmargendorfer Lentzeallee muss nun doch bis auf Weiteres schließen. Bis vor wenigen Tagen hatte Gesundheits- und Sozialstadtrat Detlef Wagner (CDU), der auch Vorstandsvorsitzender der Stiftung ist, auf eine Übernahme durch den landeseigenen Klinikkonzern Vivantes gehofft. Doch nun hat Vivantes die monatelangen Verhandlungen beendet. Damit wird das Haus ab dem 28. Februar leer stehen. Es sei „unmöglich, innerhalb einer Woche mit einem anderen Betreiber zu verhandeln“, sagte Wagner in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV).
Bereits im Sommer 2020 hatte die Seniorenstiftung angekündigt, sich von dem defizitären Standort zu trennen und den Mietvertrag zum Juni 2021 gekündigt. Seit den 1970er Jahren gehört das zuvor landeseigene Gebäude der kommunalen Wohnungsgesellschaft Gewobag – erst ab 2050 besteht ein Rückübertragungsanspruch. Im vorigen Herbst wurde überraschend bekannt, dass die Bewohner:innen das Haus bereits Ende Februar räumen sollen. Seitdem sind fast 80 Senior:innen in andere Heime umgezogen. Nun müssen auch die letzten drei ihre Wohnungen verlassen.
Die bezirkliche SPD-Fraktion findet, Wagner hätte sich als Verhandlungsführer „intensiver“ bei Vivantes für die Betriebsübernahme einsetzen müssen. Der Stadtrat nannte keine Einzelheiten zu den Gründen, die den Klinikkonzern zum Rückzug bewogen haben. Es gehe aber nicht um den baulichen Zustand der Gebäudes, sondern um Mehrkosten, die wegen zeitlicher Verzögerungen entstanden wären.
Vivantes betont, man habe „bereits im September 2020 die Bereitschaft zur Übernahme bekundet“ und der Wilmersdorfer Seniorenstiftung im Oktober einen ersten Vertragsentwurf vorgelegt. Zuletzt sei „Anfang Januar eine vorabgestimmte Vertragsversion übermittelt“ worden. „Aber erst Anfang Februar habe man „eine Rückmeldung mit nochmals umfangreichen Änderungswünschen“ erhalten, sagt der Geschäftsführer der Tochtergesellschaft Vivantes Forum für Senioren GmbH, René Herrmann. Damit „waren leider die Fristen für die notwendigen Genehmigungsverfahren, die mit einem nahtlosen Weiterbetrieb auch die Finanzierung gesichert hätten, nicht mehr einzuhalten.“
Einen vorläufigen Weiterbetrieb unter der Führung der Stiftung schließt Detlef Wagner aus. Dies würde monatlich mindestens 50.000 Euro kosten. Aus noch unbekannten Gründen gibt es verschiedene Ansichten zur Frage, wann der Mietvertrag an der Lentzeallee ausläuft. In einem Schreiben der Stiftung aus dem Juni 2020 stand, die Kündigung werde ein Jahr später wirksam. Die Gewobag antwortete hingegen, man bestätige ein Vertragsende zum Februar 2022. Einen Rechtsstreit um die Frist will Wagner vermeiden. In der BVV gab er bekannt, soeben mit der Gewobag telefoniert zu haben. Dabei habe sich herausgestellt, dass auch diese „mit einer Neuvermietung rechnet“. Sollte es bis Juni dazu kommen, gebe es keinen Konflikt.