Namen & Neues

Hochhausprojekt am Rathenauplatz

Veröffentlicht am 07.05.2021 von Cay Dobberke

Auf dem Grundstück der Esso-Tankstelle am Rathenauplatz – am westlichen Ende des Kurfürstendamms in Halensee neben der Zufahrt zur Stadtautobahn – plant ein Investor einen 59 Meter hohen Büroturm. Die Größe hat einen besonderen Grund. Ab 60 Metern betrachtet der Berliner Senat ein Gebäude als Hochhaus, das in Charlottenburg-Wilmersdorf den Leitlinien für die City West entsprechen muss.

Die ältere Bauordnung zieht die Grenze dagegen schon bei der Berliner Traufhöhe von 22 Metern. Man kann also unterschiedlicher Meinung darüber sein, ob die Entwürfe des Architekten Max Dudler nur einen „Hochpunkt“ oder ein Hochhaus darstellen.

Eine von Dudlers Simulationen finden Sie unter diesem Link. Wie der Platz mit den „Beton-Cadillacs“ von  Wolf Vostell und der Tankstelle bisher aussieht, zeigen wir hier. Der Investor „North Gate Besitz GmbH“ gehört zur „Spree Group“. Das Unternehmen hofft, bis Mitte 2023 das Baurecht zu erhalten. Dann könnten der Turm und kleinere Nebengebäude voraussichtlich Ende 2025 bis Anfang 2026 fertig werden, hieß es bei der Vorstellung der Pläne im Stadtentwicklungsausschuss der BVV.

Das Berliner Baukollegium habe das Projekt wegen seiner relativ geringen Höhe „durchgewunken“, sagte Bezirksbaustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne). Das von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher geführte Gremium verlange keine Präsentation mehr, auch weil bereits vor eineinhalb Jahren ein „Werkstattverfahren“ stattgefunden habe. Damals gehörte das Grundstück mit der Adresse Hubertusallee 1 noch einem anderen Unternehmen.

Das Landesdenkmalamt ist laut Schruoffeneger einverstanden und sieht keine Beeinträchtigung der denkmalgeschützten Wohnanlage Halensee, die der Architekt Paul Baumgarten in den 1930-er Jahren an der Halenseestraße gestaltet hatte.

Es gibt aber andere Hürden. Amtlich handelt es sich um ein Wohngebiet. Dieser Status müsste im Bebauungsplanverfahren geändert werden. Politiker mehrerer BVV-Fraktionen finden, im Turm könnten auch Wohnungen sinnvoll sein. „Ein reines Bürohochhaus kann ich mir nicht vorstellen“, sagte Ansgar Gusy (Grüne).

Architekt Dudler bewarb seine Entwürfe als „eigenständigen Bau“, der „sehr unterschiedliche Nutzungen“ und öffentliche „Kommunikation“ ermögliche. Zum Konzept gehören ein Café mit Außengastronomie „in Richtung Grunewald“, Läden und Veranstaltungsräume. Stadtrat Schruoffeneger reagierte „sehr skeptisch“ und fragte: „Wer kommt dahin und soll diese Qualität genießen?“ Der Rathenauplatz und der Halenseer Abschnitt des Ku’damms sind bekanntlich viel weniger belebt als der zentrale Teil des Boulevards.