Namen & Neues

Umbenennung der Wissmannstraße rückt näher

Veröffentlicht am 14.05.2021 von Cay Dobberke

Nach der Umbenennung der Neuköllner Wissmannstraße in Lucy-Lameck-Straße könnte bald auch die Wissmannstraße in Grunewald anders heißen. Eine Jury hat aus einigen Vorschlägen einen möglichen neuen Namen ausgewählt. Diesen verrät das Gremium aus Fraktionsvertreter:innen, Mitgliedern des Bündnisses „Decolonize Berlin“ und Anwohnern aber noch nicht. Man habe vertraulich getagt, sagte BVV-Vorsteherin Annegret Hansen (SPD). Der Vorschlag werde zuerst den Bezirksverordneten für deren endgültige Entscheidung mitgeteilt.

Hermann von Wissmann (1853 bis 1905) war ein Afrikaforscher und Befehlshaber deutscher Kolonialtruppen. Ihm wird besonders die blutige Niederschlagung eines Aufstands der Küstenbevölkerung in Ostafrika angelastet. Seine ambivalente Persönlichkeit haben wir hier schon einmal vorgestellt.

Kurz vor der Jurysitzung regte die CDU-Abgeordnetenhauskandidatin im Wahlkreis Grunewald, Sandra Khalatbari, eine Umbenennung in Baraschstraße an. An diesem Freitag schrieb uns Joachim Neu, der unter anderem als Sprecher der Bürgerinitiative Stuttgarter Platz bekannt ist, er habe die gleiche Idee bereits vor Monaten eingebracht.

Die jüdische Familie Barasch wohnte einst an der Wissmannstraße 11. Das NS-Regime ermordete Artur Barasch 1942 im Konzentrationslager Sachsenhausen, seine Frau Irene sowie die Kinder Else und Werner flohen ins Ausland. Mieter des Hauses wollten mit einem Bürgergarten an die Familie erinnern. Dies scheiterte an einem Neubauprojekt des Grundstückseigentümers.

Die Straßenschilder der Wissmannstraße wurden von Unbekannten mit blutroter Farbe besprüht (Foto hier). Sandra Khalatbari ärgert sich über diese „Selbstjustiz“ und fordert eine „zeitnahe“ Säuberung.