Namen & Neues
Käufer für Geistervilla gesucht
Veröffentlicht am 25.06.2021 von Cay Dobberke
Füchse und Wildschweine sind regelmäßig auf dem Grundstück der großen alten Villa Noelle an der Winkler Straße 10 in Grunewald unterwegs. Die letzten menschlichen Bewohner zogen dagegen vor zehn Jahren aus. Anwohner bezeichnen das burgähnliche Baudenkmal als „Geistervilla“ (Foto hier). Nun geschieht vielleicht endlich doch etwas.
Das Gebäude steht zum Verkauf, und die Untere Denkmalschutzbehörde „berät potenzielle Interessenten“. Das schreibt Senatsbaudirektorin Regula Lüscher in der Antwort auf eine Anfrage des Berliner Abgeordneten Marcel Luthe (fraktionslos).
Eine beantragte Sanierung wurde im Jahr 2012 genehmigt. Bauarbeiter entkernten das Innere und rissen alle Versorgungsleitungen heraus. Danach geschah aber nichts mehr. Wegen einer „schwierigen Eigentümerkonstellation“ habe die Untere Denkmalschutzbehörde „keinen Handlungsspielraum“ gegen den Stillstand gesehen, teile der Senat jetzt unter Berufung auf das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf mit.
Laut Anwohnern gehört die Villa der Ehefrau eines reichen russischen Unternehmers, die anderorts in Grunewald oder Dahlem wohnt. Ordnungsstadtrat Arne Herz (CDU) hielt es für unmöglich, das Zweckentfremdungsverbot anzuwenden. Lesen Sie dazu unseren Bericht aus dem Sommer 2018. Bereits vor dem Inkrafttreten des Gesetzes im Jahr 2014 sei das Haus „kein Wohnraum mehr gewesen“.
Der Stahlfabrikant und Kommerzienrat Ernst Noelle ließ die Villa vor rund 120 Jahren als Wohnsitz seiner Familie erbauen. Er war der Großvater der bekannten Meinungsforscherin Elisabeth Noelle-Neumann. 1972 erwarb ein Malermeister die Immobilie, sanierte sie und dokumentierte die Geschichte. Mehr dazu steht auf der Webseite des Bezirks. Der Denkmalschutz trat 1979 in Kraft.
Die Gründe des Leerstands im Luxusviertel bleiben rätselhaft. Es ist aber nicht der einzige Fall. Nur rund 200 Meter entfernt, an der Winkler Straße / Ecke Wissmannstraße, wohnt sogar seit etwa 38 Jahren niemand mehr in einer Villa. Sie gehört einer Unternehmerfamilie, in der „unterschiedliche Meinungen“ eine Neubelebung blockieren. Auch darüber haben wir schon einmal berichtet.