Namen & Neues
Polizeivize und Goebbels-Gegner: Vor 70 Jahren starb Bernhard Weiß
Veröffentlicht am 23.07.2021 von Cay Dobberke
Zu den stärksten Gegnern des nationalsozialistischen Terrors gehörte der Berliner Polizeivizepräsident Bernhard Weiß in der Zeit der Weimarer Republik. Unerbittlich ging er gegen Rechtsbrüche der Nazis, die von ihnen angezettelten Straßenschlachten und Hetzkampagnen vor, überzog den damaligen NSDAP-Gauleiter Joseph Goebbels mit mehr als 60 erfolgreichen Prozessen und verhängte gegen dessen Partei sogar ein zeitweises Betätigungsverbot. Am 29. Juli 1951, starb Weiß im Londoner Exil.
Darauf hat uns Joachim Rott, der Autor einer Biografie, hingewiesen. „Ich fände es sehr schön, wenn anlässlich seines 70. Todestages in seiner Geburtsstadt und der Stätte seines langjährigen Wirkens an Bernhard Weiß erinnert würde.“
Dieser stammte aus einer jüdischen Familie. Nach seinem Jurastudium und einer militärischen Karriere wurde Weiß 1918 im Alter von 38 Jahren zum stellvertretenden Leiter der Berliner Kriminalpolizei ernannt. 1925 stieg er zu deren Chef auf und 1927 zum Vizepolizeipräsidenten. Goebbels diffamierte ihn regelmäßig im Hetzblatt „Der Angriff“, gab ihm den Schmähnamen „Isidor“ und schrieb in sein Tagebuch: „Der muss nun zur Strecke gebracht werden.“
Im Juli 1932 verlor Weiß seinen Posten im Zusammenhang mit der Absetzung der Regierung Preußens („Preußenschlag“). 1933 folgte ein Haftbefehl gegen ihn, die Nazis setzten ein Kopfgeld aus. Als seine Wohnung gestürmt wurde, entkam er durch die Hintertür. Kollegen ermöglichten ihm die Flucht nach Prag. 1934 gelangte Weiß nach London und gründete einen grafischen Betrieb. Kurz vor seinem Tod erhielt er die deutsche Staatsbürgerschaft zurück, die ihm das NS-Regime entzogen hatte. Er dachte an eine Rückkehr nach Berlin, doch dazu kam es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr.
In Charlottenburg erinnern zwei Gedenktafeln an Bernhard Weiß. Eine davon befindet sich am alten Polizeigebäude am Kaiserdamm 1, wo er seine Dienstwohnung hatte. Sie würdigt den „preußischen Juden“ und „kämpferischen Demokraten“ als einen der Wenigen, die sich „dem aufkommenden Nationalsozialismus mit rückhaltlosem Einsatz entgegenstellten“. Die zweite Tafel gibt es am Steinplatz 3, seinem letzten Berliner Wohnsitz (mehr dazu hier). Nahe dem einstigen Polizeipräsidium am Alexanderplatz in Mitte wurde eine Straße nach ihm benannt.