Namen & Neues
Auf dem Walter-Benjamin-Platz soll an den Namensgeber erinnert werden
Veröffentlicht am 03.09.2021 von Cay Dobberke
An den Philosophen und Kulturkritiker Walter Benjamin (1892 bis 1940) erinnert eine Gedenktafel an seinem einstigen Wohnhaus an der Prinzregentenstraße in Wilmersdorf – doch auf dem nach ihm benannten Walter-Benjamin-Platz neben der Charlottenburger Leibnizstraße gibt es nur Straßenschilder. Das soll sich nun ändern. Die Gedenktafelkommission der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) befasste sich mit einem SPD-Antrag, „eine oder unter Umständen auch mehrere Infotafeln aufzustellen“.
Das überraschende Ergebnis: Statt einer Tafel oder einer Stele könnte ein überdimensionales Schachspiel entstehen – oder eine Kombination daraus. Dies regte der Literaturwissenschaftler Erdmut Wizisla an, der das Walter Benjamin Archiv an der Akademie der Künste leitet. Benjamin sei ein „leidenschaftlicher Schachspieler“ gewesen.
Das Gremium reagierte begeistert. Nicht nur die FDP-Bezirksverordnete Stephanie Fest (FDP) lobte die „klasse Idee“. Wizislas Vorschlag sei die favorisierte Lösung, lautete das Fazit der Vorsitzenden der Gedenktafelkommission, Annegret Hansen (SPD). Auch eine praktische Frage wurde gleich besprochen. Um Besucherinnen und Besucher des Platzes das Schachspiel zu ermöglichen, könnten dortige Cafés die großen Figuren gegen ein Pfand ausleihen.
Die amerikanischen Eigentümer des Platzes kennen die neue Idee noch nicht. Die Hausverwaltung habe ihre „grundsätzliche Bereitschaft“ signalisiert, Walter Benjamin zu würdigen, sagte die Leiterin des Museums Charlottenburg-Wilmersdorf, Heike Hartmann. Ob das eine Beteiligung an den Kosten bedeute, sei noch unklar. Zur Finanzierung könne auch eine Crowdfunding-Kampagne beitragen. Auf jeden Fall müsse es „mehr als Tafeln zwischen den Arztpraxen“ an dem Platz geben. Hartmann hält auch Audio-Angebote für sinnvoll, um Benjamins Sprache zur Geltung zu bringen.
Zum Beginn des kommenden Jahres soll sich die Gedenktafelkommission, die nach der BVV-Wahl neu gebildet wird, wieder mit dem Thema beschäftigen. Bis dahin möchten Heike Hartmann und Erdmut Wizisla ausloten, ob Mitglieder der Akademie der Künste oder der Architekt des Platzes, Hans Kollhoff, die Gestaltung übernehmen wollen.
Erst nach der Fertigstellung hatte der Platz seinen Namen auf Wunsch von SPD-Bezirkspolitikern erhalten. Spätere Interpretationen, in denen die Architektur mit Walter Benjamin in Verbindung gebracht wurde, seien deshalb sinnlos, sagte Erdmut Wizisla.