Namen & Neues

Aggressiver Protest gegen Schülerimpfungen

Veröffentlicht am 17.09.2021 von Cay Dobberke

„Das waren keine harmlosen Leute“, sagt die Leiterin der Ruth-Cohn-Schule an der Bismarckstraße, Andreja Orsag, über eine Gruppe sogenannter Querdenker. Diese protestierte am vergangenen Montag lautstark vor und auf dem Gelände des Oberstufenzentrums für Sozialwesen gegen eine Corona-Impfaktion und einen Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD). Die Schulleiterin berichtet von „Pöbeleien, Einschüchterungen und übelster Hetze“. Einige Schülerinnen und Schüler hätten verängstigt reagiert.

Zuerst informierte ein früherer Lehrer der Ruth-Cohn-Schule den Tagesspiegel und das Bundespräsidialamt. Wir waren uns anfangs nicht sicher, ob ein Bericht sinnvoll ist. Womöglich könnte mediale Aufmerksamkeit die aggressiven Impfgegner:innen sogar bestärken. Dieses Problem sieht auch Andreja Orsag. Trotzdem bat sie uns um eine Veröffentlichung, weil die Aktion weit über normale Proteste hinausgegangen sei.

Bundespräsident Steinmeier besuchte die Schule zum Auftakt einer bundesweiten Impfaktionswoche. Auf dem Rückweg zum Dienstwagen wurde er von Wartenden als „Volksverräter“ und Unterstützer von „Menschenversuchen“ beschimpft. Gleichzeitig mit Steinmeier fuhren auch Polizeikräfte weg.

Die Protestierenden machten vor der Schule weiter. Dann gelangten mehrere von ihnen über einen Hintereingang bis zur Mensa, in der geimpft wurde. Wahrscheinlich wären sie hinein gelaufen, wenn sich ihnen nicht ein Helfer des Ärzteteams in den Weg gestellt hätte, glaubt Andreja Orsag. Schließlich sei es ihr und Kollegen gelungen, die Eindringlinge gewaltlos, aber mit scharfen Worten, zurückzudrängen und ein Tor zu verriegeln, während Rufe wie „Faschisten“ und „Sklaven der Merkel-Diktatur“ ertönten. Etwas später kehrte auch die alarmierte Polizei zurück.

Auf YouTube gibt es ein Video, das die Störer selbst aufgenommen haben. Die heftigsten Szenen würden darin aber nicht gezeigt, sagt die Schulleiterin. Die Polizei ermittelt wegen Hausfriedensbruchs, nachdem Beamte die Personalien mehrerer Leute notiert hatten. Letztere seien „stadtbekannte Querdenker“, erfuhr Andreja Orsag. Das Bundespräsidialamt habe entsetzt reagiert, sagt sie. Auch die Schulaufsicht schaltete sich ein und prüft nun einen Bericht der Direktorin.