Namen & Neues

Komödie am Kurfürstendamm fürchtet um ihre Zukunft

Veröffentlicht am 17.09.2021 von Cay Dobberke

Voraussichtlich zum Jahresende 2022 muss die Komödie am Kurfürstendamm das Schillertheater an der Bismarckstraße wieder verlassen. Wo könnte der Spielbetrieb dann weitergehen? Im früheren Ku’damm-Karree, das heute Fürst heißt, ist eine neue Boulevardbühne geplant. Doch Intendant Martin Woelffer hat von den Bauherren erfahren, dass sie nicht rechtzeitig fertig wird. „Wohin es uns verschlagen wird, ist noch offen“, sagt er. In einer „schnelllebigen Stadt“ wie Berlin könne man aber „nicht einfach eine Zeit lang von der Bildfläche verschwinden“.

Am Kurfürstendamm sollen ein unterirdischer Saal und darüber das Foyer in einem Innenhof entstehen. Laut Woelffer gibt es Bauverzögerungen, die der Projektentwickler Cells Group aus München „nachvollziehbar“ mit der Coronakrise begründet habe. Während der Lockdowns fehlten demnach Arbeiter aus anderen europäischen Ländern. Außerdem soll es Materialengpässe geben. Ein Cells-Sprecher sagte dem Tagesspiegel, die Fertigstellung des gesamten Projekts „Fürst“ sei für 2023 geplant. Woelffer rechnet damit, dass der anschließende Innenausbau des Theaters nach Plänen eines eigenen Architekten mehr als ein halbes Jahr lang dauert.

Die ursprünglichen zwei Säle der Komödie und des Theaters am Kurfürstendamm waren im Sommer 2018 trotz vieler Proteste abgerissen worden. Der Umzug ins Schillertheater geriet zum großen Erfolg. Beispielsweise ist „Mord im Orientexpress“ von und mit Katharina Thalbach nach dem Roman von Agatha Christie seit Wochen ausverkauft. Für die zweitletzte Vorstellung in dieser Saison am heutigen Freitag um 20 Uhr sind noch wenige Restkarten erhältlich. Danach geht es im März 2022 weiter.

Woelffer fordert die Berliner Landesregierung auf, „gemeinsam mit uns eine erneute Übergangslösung für den Theaterbetrieb zu finden“. Seiner Ansicht nach sind die Politiker:innen dazu verpflichtet, weil sie den Abriss der beiden alten Bühnen nicht verhindert haben.

In das Schillertheater zieht wahrscheinlich zum Jahresbeginn 2023 die Komische Oper ein, deren eigenes Haus an der Behrenstraße in Mitte saniert werden soll. Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) kenne die Probleme seines Theaters, habe zuletzt aber „verständlicherweise“ das Hauptaugenmerk auf die Bewältigung der Coronakrise im Kulturbereich gelegt, sagt Woelffer. Außerdem „fällt eine große Bühne nicht vom Himmel“.

Am 8. Oktober dieses Jahres wäre das Theater am Kurfürstendamm 100 Jahre alt geworden. Mit einer Wiederaufnahme der Komödie „Vorhang auf für Cyrano“ am 7. Oktober will Woelffer in dieses Jubiläum „hineinfeiern“. Für die Vorstellung am 8. Oktober verlost er 100 Mal zwei Tickets. Wer gewinnen möchte, soll eine E-Mail an verlosung@komoedie-berlin.de senden.