Namen & Neues

Rogacki-Haus wird zwangsversteigert – aber das Feinkostgeschäft will bleiben

Veröffentlicht am 24.09.2021 von Cay Dobberke

Die Geschichte der traditionsreichen Feinkosthandlung Rogacki reicht bis zum Räucherwarengeschäft zurück, das die Großeltern des heutigen Inhabers Dietmar Rogacki 1928 in Wedding gegründet hatten. Vier Jahre später wurde daraus die „Erste Charlottenburger Aal- und Fischräucherei“ an der Wilmersdorfer Straße 145. Jetzt stehen die Geschäfts- und Wohnhäuser vor einem Eigentümerwechsel. Für den 10. November plant das Amtsgericht Charlottenburg eine „Zwangsversteigerung zum Zwecke der Aufhebung der Gemeinschaft“.

Was bedeutet dies für das große Ladenlokal? Dietmar Rogacki sagte dem Tagesspiegel, er rechne damit, dass „es wie bisher weitergeht“. Der aktuelle Mietvertrag läuft bis Ende 2027. Über diesen Zeitpunkt hinaus plant der Chef noch nicht: „Dann werde ich 72 sein.“ Den Gerichtstermin bezeichnet er als „Teilungsversteigerung“. Er erklärte uns die Hintergründe, möchte diese aber nicht veröffentlicht sehen.

Deshalb nur so viel: Es geht nicht um etwaige Probleme des Feinkostgeschäfts, sondern um Meinungsverschiedenheiten in einer Erbengemeinschaft, der die Ladenräume und vier Wohnungen im Nachbarhaus gehören.

Bei Zwangsversteigerungen haben Erwerber oft ein Sonderkündigungsrecht. Immer wieder kommt es vor, dass Gewerbetreibende ihre Räume trotz eines geltenden Mietvertrags verlassen müssen. Geht es um die „Aufhebung einer Gemeinschaft“, bestehen Mietverträge allerdings weiter (§ 180–183 ZVG).

Auf 9,73 Millionen Euro hat ein Gutachter den Verkehrswert des rund 1600 Quadratmeter großen Grundstücks taxiert. Dazu gehören das 1994 errichtete Vorderhaus an der Wilmersdorfer Straße mit sechs Etagen (Foto hier), die eingeschossige Verkaufshalle aus dem Jahr 1966, Quergebäude aus den 1950-er und 1960-er Jahren sowie ein 125 Jahre altes Haus an der Zillestraße.

Über die Fischräucherei hinaus hat Rogacki sein Angebot stark ausgeweitet. Auf rund 1000 Quadratmetern Fläche gibt es Theken für Brot, Käse, Fleisch und Wurst, Salate, Weine, eine „Pastaecke“, eine Austern- und Champagnerbar – und den Speisesaal mit Stehplätzen, der vor allem zum Mittagessen viele Gäste anlockt, auch wenn das Ambiente etwas an eine Bahnhofshalle erinnert.

Mehr dazu können Sie im Imbiss-Test des Tagesspiegels, im Bericht über Essen auf Berliner Fischmärkten und in unserer Reportage zum 80. Firmenjubiläum  im Jahr 2008 lesen.