Namen & Neues
Neuer Ärger um Riesenposter an Hauswänden
Veröffentlicht am 16.09.2022 von Cay Dobberke
Schon wieder gibt es Streit wegen großflächiger Werbeposter, die monatelang an Baugerüsten vor Hausfassaden hängen, das Leben in den Wohnungen ungemütlich machen und das Stadtbild verschandeln.
Diesmal geht es um das Miets- und Geschäftshaus an der Kantstraße 67 / Ecke Kaiser-Friedrich-Straße.
Maximal ein halbes Jahr lang darf Gerüstwerbung wegen Bauarbeiten an Fassaden angebracht werden. „Das Thema beschäftigt mich deutlich mehr, als mir lieb ist“, sagt der Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Fabian Schmitz-Grethlein (SPD). Im aktuellen Fall sei die „Werbezeit von sechs Monaten bereits Ende Juni ausgenutzt gewesen“. Also „hängt die Werbung dort derzeit nicht rechtmäßig“. Das Bezirksamt gehe dagegen vor – und habe einen Antrag auf neue Plakate ab Oktober abgelehnt.
Nachdem ein Video-Streamingdienst auf zwei Riesenpostern für sich geworben hatte, ist dort aktuell Reklame für Leberwurst und vegane Wurst zu sehen. Erfahrungsgemäß wählen die Auftraggeber die Orte oft nicht selbst aus, sondern überlassen dies Werbeagenturen. Ein Beispiel dafür war die umstrittene Werbung des Energiekonzerns Shell am Kaiserdamm. Nachdem der Tagesspiegel die Proteste dagegen bekannt gemacht hatte, ließ das Unternehmen die Plakate entfernen und betonte, man habe den „Standort anfangs gar nicht gekannt“.
Zuletzt berichteten wir im Juni dieses Jahres über die Poster am Hohenzollerndamm / Ecke Uhlandstraße in Wilmersdorf. Laut einer Nachbarin war das Wohn- und Geschäftshaus „zum dritten Mal innerhalb weniger Jahre“ eingerüstet und mit Plakaten verhängt. Jetzt steht nur noch das Baugerüst.
Für die Zeit ab Oktober gibt es aber schon einen weiteren Antrag auf Werbung, die sich diesmal auf den Fassadenteil an der Uhlandstraße beschränken soll. Laut Stadtrat Schmitz-Grethlein wird das Begehren „derzeit geprüft“.
Anfang Juni hatte das Bezirksamt angekündigt, es wolle „Riesenplakaten und fingierter Gerüstwerbung den Kampf ansagen“. In diese Richtung geht auch ein BVV-Antrag der Grünen. Schmitz-Grethlein betont, man brauche eine Änderung der Bauordnung. Dafür setze er sich beim Senat ein. Die Bezirksämter sollten mehr Möglichkeiten erhalten. „Denn tatsächlich sind doch bestimmte Ecken sehr häufig und lange in Werbung gehüllt, ohne dass immer Bautätigkeit, die das rechtfertigen würde, erkannt werden kann.“
Eine Nachbarin des Hauses zwischen der Kant- und Joachim-Friedrich-Straße schrieb uns, sie habe „noch nie einen Handwerker vor Ort gesehen“.