Namen & Neues
Architekt ist neuer Alleineigentümer der Ruinen auf dem Teufelsberg
Veröffentlicht am 10.03.2023 von Cay Dobberke
Die Pläne für neue Nutzungen der einstigen Spionagestation auf dem Teufelsberg im Grunewald kommen offenbar voran. Nach Tagesspiegel-Informationen hat der Kölner Architekt Hartmut Gruhl sämtliche Anteile an der Investorengemeinschaft übernommen, der er bereits seit 1996 angehörte. Damals hatte das Land Berlin das 4,7 Hektar große Areal trotz vieler Proteste für 5,2 Millionen D-Mark verkauft. Seit 2018 stehen die Ruinen der Abhöranlage unter Denkmalschutz. Das Gelände darf deshalb nicht neu bebaut werden.
Doch in den Bestandsgebäuden will Gruhl ein Museum, das an den Kalten Krieg erinnert, sowie Ateliers, Büros und ein Café ansiedeln. Nach Auskunft des Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrats Fabian Schmitz-Grethlein (SPD wurde bisher keine Baugenehmigung erteilt. Es handele sich nur um „erste Vorstellungen, die noch weit von der Planung entfernt sind“.
Aktuell gehe es vor allem darum, den „Verfall zu stoppen“, sagt der neue Geschäftsführer der Eigentümergesellschaft, Joachim Meier. Man stehe in Kontakt mit der Senatskulturverwaltung, der Senatsumweltverwaltung und den Denkmalschutzbehörden. Bald werde es auch wieder regelmäßige Führungen geben; derzeit finden diese nur nach Vereinbarung statt. Individuelle Besuche sind freitags bis sonntags zwischen 11 Uhr und dem Sonnenuntergang möglich. „Ab dem Frühjahr öffnen wir auch werktags“, kündigt Meier an. Mehr Informationen gibt es unter teufelsberg-berlin.de.
Der rund 120 Meter hohe Teufelsberg ist eigentlich kein Berg, sondern eine künstliche Erhebung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er aus Häusertrümmern aufgeschüttet. Auf der Spitze errichteten US-Geheimdienste die Abhöranlage „Field Station Berlin“. Auch britische Agenten machten mit. Die markanten Kuppeltürme dienten dazu, militärischen und politischen Funk- oder Telefonverkehr in damaligen Ostblock-Staaten zu belauschen.
Nach dem Alliierten-Abzug aus Deutschland wurde Berlin zum Eigentümer der geräumten Gebäude. Die Investorengemeinschaft erwarb das Areal, um Luxuswohnungen und ein Tagungshotel zu bauen. Vermutlich aus Geldmangel wurde daraus nichts. Auch andere Projekte bis hin zur „Friedensuniversität“ einer esoterischen Stiftung scheiterten.
Jahrelang verwilderte und verrottete das Gelände. Es wirkte wie eine Mischung aus einem Abenteuerspielplatz, einer Müllkippe und der Kulisse eines Endzeitfilms. Inzwischen sieht es ordentlicher und sauberer aus. Künstlerinnen und Künstler nutzen Ateliers. Zahlreiche Street-Art-Bilder zieren Wände und den Außenbereich, wo auch Installationen und Skulpturen stehen.
Politische Vorstöße für einen Rückkauf durch das Land Berlin blieben erfolglos (wir berichteten). Hartmut Gruhl lehnte mehrmals ab. Als zusätzliches Problem gilt eine hohe Grundschuld, die auf dem Grundstück lasten soll. Schätzungen reichen von 22 bis 35 Millionen Euro.