Namen & Neues
Proteste gegen Verlagerung des Thai-Markts
Veröffentlicht am 28.04.2023 von Cay Dobberke
Der thailändische Streetfood-Markt soll aus dem Preußenpark in die Umgebung umziehen (wir berichteten). Die Wilmersdorfer Grünfläche werde „als Park wiederhergestellt“, steht im Entwurf für die neue Zählgemeinschaftsvereinbarung der CDU und Grünen. Der Thailändische Verein in Berlin betreibt den Markt und wehrt sich gegen die Verlagerung. Die Onlinepetition Rettet den Berliner Thai-Markt im Preußenpark hat schon mehr als 15.000 Unterstützer:innen gefunden. Außerdem werden Protestunterschriften auf dem Markt gesammelt, der freitags, samstags und sonntags stattfindet.
Als Ersatzstandort prüft das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf die Brandenburgische Straße neben dem Preußenpark. Das wurde in dieser Woche bei einer Kreisdelegiertenversammlung der Grünen bekannt. Zuvor hatte der grüne Umweltstadtrat Oliver Schruoffeneger den Ort noch nicht nennen wollen. Nach der Parteiveranstaltung sagte BVV-Fraktionschef Sebastian Weise dem Tagesspiegel, der östliche Fahrbahnteil könne während der Marktzeiten bis zum Mittelstreifen für den Verkehr gesperrt werden.
Der Markt „gehört seit über 30 Jahren zu Berlin“, steht in der Onlinepetition. „Er zeigt auf einzigartige Weise die kulturelle und auch kulinarische Vielfalt unserer internationalen Stadt.“ Besonders die Lage im Grünen „macht seinen Charme aus“. Die Thai-Community habe bereits einiges für den Umweltschutz und die Interessen der Anwohnerschaft getan, und das Bezirksamt habe die Fläche verkleinert. Tatsächlich sind nur noch maximal 60 Stände erlaubt, früher gab es bis zu 100.
Außerdem erinnert die Vereinsvorsitzende Parichat Pai in einem Schreiben an Stadtrat Schruoffeneger daran, dass ein neues Konzept für den Preußenpark „von allen Beteiligten und Interessengruppen entwickelt wurde“.
Ähnliche Kritik kommt von der bezirklichen Linksfraktion. Das Vorhaben der schwarz-grünen Zählgemeinschaft und des Umweltstadtrats sei „schlecht für Beteiligung und Demokratie, weil ein Verfahren missachtet wird, das die gewählte BVV auf Initiative von SPD, Linken und Grünen beschlossen hatte“. Man habe gewusst, dass „die CDU den Thai-Markt weghaben wollte“, teilten die Fraktionschefinnen Frederike-Sophie Gronde-Brunner und Annetta Juckel mit. „Dass nun auch die Grünen auf diesen Kurs einschwenken, macht uns fassungslos.“ Ein „internationaler Anziehungspunkt“ und „ein Stück guter Wilmersdorfer Tradition“ würden „für politische Deals geopfert“. Die neue Zählgemeinschaft bedeute offenbar „Law and Order im Westen der Stadt“.
Die FDP-Fraktion in der BVV beklagt, alle bisher beschlossenen Pläne für den Preußenpark würden „vom Tisch gewischt“. Eine Umgestaltung der Grünanlage inklusive der Erhaltung des Thai-Markts „war bereits durch 5,4 Millionen Euro Bundesmittel gesichert“, betont die umweltpolitische Sprecherin Stefanie Beckers. Dazu habe der FDP-Bundestagsabgeordnete und Landesvorsitzende Christoph Meyer beigetragen. Und: „Bereits in der vorangegangenen Diskussion konnte kein alternativer Standort gefunden werden.“ Beckers befürchtet, dass der Markt „erneut illegal oder zumindest in einer rechtlichen Grauzone“ weiterhin im Park stattfinden wird – „zum Schaden von Anbietern, Gästen und Nachbarschaft“.
Die AfD zeigt erwartungsgemäß keine Sympathie für den Streetfood-Handel. Der Fraktionsvorsitzende Martin C. T. Kohler schrieb dem Tagesspiegel: „Wenn die Verschmutzung und die einhergehende Belästigung der Anwohner sowie der Verdacht auf illegales Glücksspiel und Steuerhinterziehung nicht nachhaltig gelöst werden, plädieren wir ebenfalls für eine Verlegung des Thai-Marktes. Allerdings nach Bangkok.“
- Um „die Eröffnung der Saison zu feiern und zu zeigen, wie wichtig unser Markt für Berlin ist“, lädt der Thai-Markt für den morgigen Sonnabend (29. April) ab 12 Uhr zu einem Fest ein. Dabei gibt es Livemusik, eine Tanzshow, Informationen über den Markt und die dortige „Müllreduzierung“ sowie eine Begrüßungsrede des thailändischen Botschafters in Berlin.