Namen & Neues

Baukollegium hält neues Hochhaus am ICC für denkbar

Veröffentlicht am 19.04.2024 von Cay Dobberke

Vor zehn Jahren wurde das Internationale Congress Centrum (ICC) in Westend für den Kongressbetrieb geschlossen. In der Zukunft könnte sich der gegenüber liegende Parkplatz am Messedamm / Ecke Neue Kantstraße für den Bau eines Hochhauses eignen. Diese Meinung vertraten Mitglieder des Baukollegiums Berlin, das die Stadtentwicklungsverwaltung berät, bei der jüngsten Sitzung am vergangenen Montag.

Eine städtebauliche Machbarkeitsstudie stellte der Architekt Jasper Jochimsen als Gast des Gremiums vor. Er zeigte einen alten Entwurf, in dem schon die ICC-Architekten Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte einen mit dem Kongresszentrum verbundenen 80-Meter-Turm angeregt hatten.

Eingeladen war auch Landeskonservator Christoph Rauhut. Er findet „das historische Konzept sehr hilfreich“. Ein „Hochpunkt“ auf dem bisherigen Parkplatz würde dem denkmalgeschützten ICC optisch „keine Konkurrenz“ machen. Der rund 150 Meter hohe Funkturm müsse die Gegend aber weiterhin als Berliner Wahrzeichen und Baudenkmal dominieren.

Als mögliche Bezugspunkte für einen Neubau nannte Rauhut das in 55 Meter Höhe gelegene Funkturmrestaurant und das 14-stöckige Fernsehzentrum des Rundfunks Berlin-Brandenburg. Zuvor hatte Jochimsen auch die Wirkung eines 120 Meter emporragenden neuen Hochhauses mit einem Massemodell erläutert.

„Keine Bebauung um jeden Preis“ wünschte sich der Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Christoph Brzezinski (CDU) als weiterer Gastredner. Bei der Suche des Senats nach einem privaten Investor für die ICC-Sanierung spiele zwar auch das Parkplatzgelände eine Rolle, doch dabei dürfe „nicht nur die Perspektive der Wirtschaftlichkeit“ eingenommen werden. Brzezinski forderte „Respekt vor dem ICC, dem Funkturm und den anderen Gebäuden in der Umgebung“.

Das zweite Thema war das ICC-eigene Parkhaus. Es ist kein Baudenkmal, kann aber wohl nicht einfach abgerissen werden, da es beispielsweise Notausgänge des ICC enthält. Landeskonservator Rauhut und zwei Mitglieder des Baukollegiums nannten eine neue Nutzung sinnvoll. Dazu könne eine geringfügige bauliche Aufstockung gehören, aber kein Hochhaus an dieser Stelle.

Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt positionierte sich nicht zu den Ideen, wies aber auf die Bedeutung des Denkmalschutzes hin und kündigte weitere Beratungen im Baukollegium an.

Die Linksfraktion Charlottenburg-Wilmersdorf reagierte kritisch. Der Senat und der Bezirk müssten langfristig eine „nicht kommerzielle Nutzung des ICC sicherstellen“ und zuvor eine Zwischennutzung mit Kunst und Kultur ermöglichen, schrieben Co-Fraktionschefin Frederike-Sophie Gronde-Brunner und die Kulturpolitikerin Anne Zetsche am Mittwoch. „Angesichts klammer Kassen“ dürfe Berlin nicht „die Schleusen für weitere Luxushochhäuser dubioser Investor:innen öffnen“.