Kiezgespräch
Veröffentlicht am 11.01.2019 von Cay Dobberke
Was wird aus dem Kabarett Klimperkasten? Seit dem Jahreswechsel ist der Ratskeller im Rathaus Charlottenburg geschlossen, nachdem das Bezirksamt der langjährigen Pächterin aus umstrittenen Gründen gekündigt hatte. Weitgehend unbeachtet blieb dabei, dass auch das 1971 von Jerry Roschak gegründete Kabarett Klimperkasten betroffen ist, das in Sälen des Restaurants spielte. Er wisse noch nicht, wie es weitergehe, sagte Roschak dem Tagesspiegel. Er ärgert sich über Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne), der auf mehrere Schreiben nicht reagiert habe.
Der Stadtrat sagt, sein Amt habe mündlich in Kontakt mit Roschak gestanden. Das Kabarett könne in einigen Monaten „natürlich wieder in den Ratskeller“ ziehen. Dessen Neuausschreibung starte wahrscheinlich im März bis April. Im Januar beginne zunächst eine „Bestandsaufnahme“ in den Räumen. Modernisieren will man vor allem die Elektrik und Wasserleitungen. Außerdem soll das Restaurant zusätzlich als Personalkantine dienen. Die alte Kantine nebenan im Rathaus war vom Ratskeller mitbewirtschaftet worden und steht nun ebenfalls leer. Hier plant die Bezirksverwaltung neue Büros.
Als Provisorium wurde dem Kabarett der Intarsiensaal im Rathaus angeboten. Doch laut Roschak gibt es einige Probleme. Ungeklärt sei zum Beispiel, wo Gäste auf die Toilette gehen können; mehrere WCs im Rathaus seien von dem Saal aus abends nicht zugänglich. Zudem wolle man das Publikum wie gewohnt mit Getränken bewirten. Er habe noch keine Antwort auf die Frage erhalten, ob er nahe gelegene Lokale mit dem Catering beauftragen dürfe. Darüber hinaus fehle ein Lager für das Klavier und andere Musikinstrumente. Stadtrat Schruoffeneger sagt, im Rathaus gebe es noch mehr für Theater geeignete Säle; Raum für die Instrumente zu finden, wäre allerdings schwierig.
Entstanden war das Kabarett einst im Theatersaal des DGB-Hauses am Wittenbergplatz, wo es aber nur kurz blieb. Spätere Standorte waren der zuvor von Wolfgang Neuss genutzte „Domizil-Keller“ im Haus am Lützowplatz und die alte Weddinger Hochschul-Brauerei. Zum Ensemble gehörten spätere Prominente wie Max Raabe und Jürgen von der Lippe. Jerry Roschak erhielt 1992 das Bundesverdienstkreuz, unter anderem für die Förderung des Kabarettnachwuchses. Im Rathaus Charlottenburg bespielte er zeitweilig auch den Bürgersaal. Heute sei dieser mit 220 Plätzen aber „zu groß für uns“, sagt Roschak. In den Ratskeller kamen zuletzt etwa 50 Besucher pro Vorstellung.
Im „Klimperkasten“ gibt es keinen Arbeitgeber. Jeder Mitwirkende ist prozentual am Einspielergebnis beteiligt. Sieben Mitglieder des zehnköpfigen festen Teams haben inzwischen andere Jobs angetreten, die anderen drei sind vorerst arbeitslos. Immerhin soll es ab April ein paar Gastspiele im Lokal „Zur Kneipe“ in der Rankestraße geben. Laut Roschak geht dies auf einen Wunsch des Wirts Karl-Heinz Fröhlich zurück. Im Vorgängerlokal, der „Ewigen Lampe“, hatte früher einmal das Kabarett „Die Stachelschweine“ gespielt.