Kiezgespräch
Veröffentlicht am 01.07.2022 von Cay Dobberke
Postbank schließt in Schmargendorf. Zuerst war es nur ein Gerücht, das unsere Leserin Marion Schamuthe uns herantrug, weil sie eine „Katastrophe für den Kiez“ befürchtet. Doch auf Nachfrage bestätigte die Postbank soeben, dass sie ihre Filiale an der Kissinger Straße 1-2 / Ecke Berkaer Straße in Schmargendorf im kommenden Jahr räumt. Es gebe allerdings noch „keinen konkreten Termin“, sagte Unternehmenssprecher Hartmut Schlegel.

Andernorts im Bezirk schloss die Postbank bereits im vergangenen Jahr ihren Standort an der Kreuznacher Straße nahe dem Breitenbachplatz und sogar die Filiale am Kurfürstendamm 195 in bester Citylage. In Schöneberg verschwand die große Postbank-Niederlassung am Wittenbergplatz. Andere Geldinstitute ziehen sich ebenfalls aus der Fläche zurück. In Schmargendorf gab die Deutsche Bank (zu der auch die Postbank gehört) ihre Räume an der Breiten Straße auf.
Die Kundschaft der Postbank wundert sich immer wieder darüber, dass Filialen trotz Warteschlangen an den Schaltern für Postdienstleistungen schließen. Aber es geht nicht vorrangig um Briefe und Pakete. Die Begründung des Unternehmens lautet stets gleich: „Entscheidend ist vor allem die Art der nachgefragten Leistungen, nicht die Kundenfrequenz.“ Das Verhältnis zwischen „reinen Serviceleistungen“, zu denen auch die Geldautomaten gehören, und dem „wertschaffendem Neugeschäft“ durch Bankprodukte müsse stimmen. Sei eine Filiale insgesamt nicht profitabel, gebe man sie auf.
In diesen Fällen sollen Partnerfilialen der Deutschen Post, die schon längst keine eigenen Niederlassungen mehr betreibt, die Post- und Paketdienstleistungen übernehmen. In Schmargendorf suche die Deutsche Post noch einen Laden oder anderen Betrieb, der dafür infrage komme, heißt es. „Um einen reibungslosen Übergang sicherzustellen, werden wir unsere Filiale erst schließen, wenn dieser Partner gefunden ist“, kündigt Postbanksprecher Schlegel an.
Bereits vor Kurzem hatten Schmargendorfer Bürger:innen in der Kissinger Straße vor verschlossenen Türen gestanden. Dafür gab es einen ganz anderen Grund. Diebe hatten nachts versucht, den Geldautomaten aufzubrechen und den Selbstbedienungsbereich nach Auskunft der Postbank derart „verwüstet“, dass die Wiedereröffnung erst nach mehreren Tagen möglich gewesen sei.
Wo gibt es künftig noch Bargeld? Die Postbank wird wahrscheinlich keinen Geldautomaten an der Kissinger Straße zurücklassen. Sie verweist auf eine Online-Übersicht, die ihre nächstgelegenen Standorte anzeigt, und auf die Möglichkeit, sich Geld an Automaten der „Cash Group-Partner“ sowie in manchen Supermärkten oder Tankstellen auszahlen zu lassen. Es gibt aber mitunter einen Haken: Lebensmittelmärkte bieten den Service, wenn überhaupt, in der Regel nur ab einem bestimmten Einkaufswert an. Partnerfilialen der Deutschen Post verfügen meistens nicht über einen Geldautomaten. Oft können Läden die Sicherheit nicht ausreichend gewährleisten.
Das Personal der Schmargendorfer Filiale werde nicht entlassen, verspricht die Postbank. Stattdessen wolle man die Stellen „sozialverträglich im Rahmen bestehender betrieblicher Vereinbarungen“ abbauen.