Kiezgespräch

Veröffentlicht am 09.06.2023 von Cay Dobberke

Restaurant und Kiosk am Steinplatz sind noch immer verwaist. Zu einem Dauerbrenner-Thema entwickelt sich der Leerstand am Charlottenburger Steinplatz an der Ecke zur Hardenbergstraße. Das Restaurant in der einstigen Filmbühne am Steinplatz hatte 2021 beim zweiten Lockdown während der Corona-Pandemie geschlossen und danach nicht wieder geöffnet.

Im selben Jahr gab auch der langjährige Pächter des historischen grünen Kiosks vor dem Gebäude auf.

In beiden Fällen ist eine Wiedereröffnung nicht absehbar. Als der Tagesspiegel  im September 2021 erstmals über das entkernte Restaurant berichtet hatte, teilte die Hausverwaltung mit, dass Modernisierungen geplant seien und „der Mietvertrag des Betreibers besteht“. Dieser Gastronom hat sich aber zurückgezogen.

Aktuell antwortete uns die Hausverwaltung, dass „Umbaumaßnahmen und Instandsetzungsarbeiten in Übereinstimmung mit dem zukünftigen Nutzer erfolgen sollen“. Derzeit werde „mit verschiedenen Interessenten verhandelt“.

Der Kiosk ist ein Baudenkmal und wurde nach Angaben des Landesdenkmalamts „nach 1905“ vom Architekten Alfred Grenander gestaltet. Früher wurden dort Zeitungen und Zeitschriften, Getränke, Süßigkeiten, Tabakwaren und Geschenkartikel verkauft. Erstaunlicherweise ist noch immer eine 15 Jahre alte Webseite des Ex-Betreibers online, deren Gestaltung als typischer „Augenkrebs“ jener Zeit eingeordnet werden kann.

Einen Nachfolger hat das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, dem der Kiosk gehört, noch nicht gefunden. Im Sommer 2022 schilderte uns der Fotograf Thilo Hertwig seinen gescheiterten Versuch, „diesen ungewöhnlichen Ort zu einer Mini-Galerie zu machen“. Er habe zwar in „freundlichem Kontakt“ mit der Verwaltung gestanden, aber eine „mittlere Odyssee durch Berlins Amtsstuben“ vom Tiefbauamt bis zur Denkmalschutzbehörde erlebt.

Alle Verantwortlichen hätten ihm sinngemäß erklärt, der Kiosk befinde sich in einem so schlechten Zustand, dass er „geschenkt noch zu teuer“ sei. Die Instandsetzung des Kiosks solle ein neuer Pächter organisieren und bezahlen, erfuhr der Fotograf. Um den genauen Renovierungsaufwand zu ermitteln, „müssen Sie selbstverständlich einen Sachverständigen beauftragen“, hieß es.

Im Gegenzug habe man ihm bis zu drei mietfreie Monate in Aussicht gestellt, sagt Hertwig. Angesichts der nötigen Investitionen, die er auf eine „mittlere fünfstellige Summe“ schätzte, sei dies kein gangbarer Weg gewesen.

Hertwig befürchtet ein Szenario, in dem der Kiosk so lange leer steht, „bis das Tiefbauamt kommt, ihn einzäunt und dann trotz des Denkmalschutzes abreißt, weil er die Passanten und den Verkehr gefährden könnte“. Das Bezirksamt hat Fragen, die der Tagesspiegel vor zehn Tagen stellte, noch nicht beantwortet.