Kiezgespräch

Veröffentlicht am 03.05.2024 von Cay Dobberke

Spezialitätengeschäft muss schließen. Nach 22 Jahren in Charlottenburg gibt Iris Holborn ihren Laden Feines aus Österreich an der Leonhardtstraße 11 im kommenden Juli auf. Die Hauseigentümerin habe ihre Miete von rund 15 auf 30 Euro pro Quadratmeter verdoppelt, beklagt sie. Dafür reiche der Umsatz nicht aus.

Mit einem Plakat im Schaufenster machte Iris Holborn das Aus am gestrigen Donnerstag bekannt. Sie selbst wollte sich nicht von uns fotografieren lassen. Eine Kundin sagt, viele Anwohnende würden das „liebevoll geführte Kleinod“ schon vermissen.

Die Händlerin sucht nun preisgünstigere, andere Räume, die möglichst in der Nähe liegen sollten. Aus Österreich war sie „durch die Liebe nach Berlin gekommen“. Hier fiel es ihr schwer, „mein kulinarisches Heimweh zu befriedigen“. Also eröffnete sie das eigene Geschäft für Wurst und Schinken, Weine, Marillenknödel und Süßigkeiten aus ihrer Heimat. Viele „Schmankerl“ stellt sie selbst her, manches Andere lässt sie speziell für den Laden fertigen.

Im Haus befinden sich zwei weitere Geschäfte. Eines davon verhandelt noch mit der Vermieterin, das andere schließt 2025 – allerdings nicht wegen der Mietkosten. Die Immobilieneigentümerin lehnt Auskünfte ab. An der Leonhardtstraße 11 gibt es auch viele Mietwohnungen. Dem Vernehmen nach war sich eine Erbengemeinschaft nach dem Tod der vorherigen Hausbesitzerin nicht einig darin, wie es weitergehen soll. Dies führte zu einer sogenannten Teilungsversteigerung, in deren Folge eine Erbin offenbar zur alleinigen Eigentümerin wurde.

Wohnungsmieter berichten von viel Ärger mit der Hausverwaltung, dementieren aber Gerüchte aus der Nachbarschaft, dass sie zum Auszug gedrängt würden. Dem Bezirksamt sind keine Pläne für bauliche Veränderungen bekannt.