Cay Dobberkes Tipp für Sie

Veröffentlicht am 05.02.2021

Jubiläumsbuch über den Lietzenseepark. Die soeben erschienene Festschrift „100 Jahre Lietzenseepark“ kann als das neue Standardwerk über die denkmalgeschützte Grünanlage gelten. Und dafür gibt es einen guten Grund: Das 148-seitige Buch mit vielen Bildern stammt von den Vereinen Bürger für den Lietzensee (der vor allem das Grün pflegt) und ParkHaus Lietzensee (der das alte Parkwächterhaus zum sozio-kulturellen Nachbarschaftstreff machen will).

Wir verlosen drei Exemplare unter allen Leser(inne)n, die auf der Tagesspiegel-Gewinnspielseite das Stichwort „Lietzenseepark“ eingeben. Außerdem bieten beide Vereine die Festschrift zum Selbstkostenpreis von neun Euro an. Ursprünglich sollte die Veröffentlichung im vorigen Jahr gefeiert werden – als der vom Charlottenburger Gartendirektor Erwin Barth gestaltete Park 100 Jahre alt wurde. Doch das Jubiläumsfest musste wegen der Coronakrise ausfallen und soll möglichst im kommenden Sommer nachgeholt werden.

Das Gemälde „Sommertag am Lietzensee“ des Malers Christopher Lehmpfuhl ziert das Buchcover. Wer die marode Kleine Kaskade unterhalb der Wundtstraße kennt – deren weitgehend trocken liegende Wasserspiele bald endlich repariert werden sollen – staunt über ein Foto planschender Kinder aus dem Jahr 1924. Eine Postkarte zeigt, wie der Dernburgplatz um 1909 noch ohne den Park aussah. Natürlich enthält das Buch auch neuere Fotos, darunter einen romantischen Blick auf herbstliche Bäume und die Skulptur „Sandalenbinder“.

Die meisten Autor(inn)en der Texte wohnen nahe dem Lietzensee, andere waren mindestens beruflich im Kiez tätig oder beschäftigen sich wissenschaftlich mit der Historie. Beispielsweise hat die Schriftstellerin Irene Fritsch, die zu den Gründungsmitgliedern und zum Vorstand der „Bürger für den Lietzensee“ gehört, neben ihrem Sachbuch „Leben am Lietzensee“ auch Krimis geschrieben, die dort spielen. In der Festschrift erklärt sie Kunstwerke im Park, beschreibt die Vereinsarbeit und spannt einen Bogen von den 1940er bis zu den 1970er Jahren.

Zu den überraschenden Fundstücken gehört das Bild einer Rasenattrappe mit straßenähnlichen Aufbauten, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs den See verdeckte und die Bomberpiloten der Alliierten täuschen sollte.

Den einstigen Gartendirektor Barth und sein Werk stellt der Landschaftsarchitekt Dieter Land vor, der vor ein paar Jahren im Auftrag des Bezirks und des Landesdenkmalamts das Parkpflegewerk Lietzensee erarbeitet hatte. Die Kulturwissenschaftlerin Katja Baumeister-Frenzel widmet sich als Vorsitzende des „ParkHaus“-Vereins dem Baudenkmal, aber auch dem alten Bootshaus und der Entwicklung der ganzen Gegend von der Eiszeit bis in die 1920er Jahre. Der Vize-Vereinsvorsitzende Carsten Knobloch hebt die Bedeutung des Parks für das Stadtklima und als Naherholungsgebiet hervor.

Wie wichtig bürgerliches Engagement ist und wo der seit 2004 bestehende Verein „Bürger für den Lietzensee“ auf finanzielle oder politische Hürden stößt, erklärt der Vorsitzende Norbert Voß. Eine Initiativgruppe um seinen langjähriger Vorgänger an der Vereinsspitze, Heinz Wermer, kämpft seit Jahren für die Sanierung der Kleinen Kaskade. Diese und die Große Kaskade nahe der Dernburgstraße bezeichnet er im Buch als „Stolz der Anwohner und der zahlreichen Besucher“ des Parks.

Auch das religiöse Leben kommt vor. Über die katholische Gemeinde St. Canisius schreibt die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, Regina Galecki. Um die evangelische Kirche am Lietzensee geht es in Beiträgen des früheren Pfarrers Bernd Beuster und des Bauforschers Matthias Maultzsch, der bereits als langjähriges Mitglied des Gemeindekirchenrats eine Chronik herausgebracht hatte. Warum und wie ein jüdisches Seniorenheim mit hauseigener Synagoge zum Zentrum der Synagogengemeinde Sukkat Schalom wurde, schildern deren Vorsitzender R. Liam Rickertsen und der Rabbiner Andreas Nachama.

Die Erstauflage des Buches liegt bei 1000 Bänden. Dass der Preis trotz der aufwendigen Gestaltung nur neun Euro beträgt, wurde durch Fördermittel des bezirklichen Umweltamts und der Stiftung Denkmalschutz Berlin möglich – und weil das Landesarchiv Berlin sowie das Bezirksmuseum keine Fotogebühren verlangten.

Im Buch- und Versandhandel gibt es die Festschrift nicht. Stattdessen kann sie unter anderem im Vereinsbüro der „Bürger für den Lietzensee“ an der Wundtstraße 40-44 abgeholt werden (Anmeldung unter buerger@lietzenseepark.de oder Tel. 3020 19 07). Dort soll es am 11. Februar von 15 bis 16 Uhr auch draußen einen Stand geben.

Der Verein „ParkHaus Lietzensee“ bietet das Buch im Büro an der Seelingstraße 57 an (Di. 11–13 Uhr, Do. 16–18 Uhr). Dort ist die Bezahlung sowohl in bar als auch vorab per Paypal möglich. Das Kiezbündnis Klausenerplatz verbreitet die Festschrift über sein „Kiezbüro“ an der Seelingstraße 14. Am Parkwächterhaus im Lietzenseepark steht an Wochenenden mit gutem Wetter ein „Coffee-Bike“ mit frisch gebrühtem Kaffee. Nun können Spaziergänger dort auch die Festschrift erwerben. Beide Anwohnervereine hoffen übrigens, dass Fans der Gartenkunst noch ein paar Euro als Spende für ihre Arbeit drauflegen.