Cay Dobberkes Tipp für Sie

Veröffentlicht am 26.02.2021

Wie Autobahnen und Großsiedlungen Berlin veränderten. Für stadtplanerische Entwicklungen interessiert sich der Historiker und Psychologe Andreas Jüttemann, ganz unabhängig davon, wie hübsch oder hässlich die von ihm untersuchten Dinge sind. Vor zehn Jahren schrieb er über die Geschichte des Teufelsbergs und die verfallene frühere US-Abhörstation. In seinem neuen Buch Berlin (West) – eine unwirtliche Stadt? widmet er sich Stadtautobahnen und Großsiedlungen, die in den 1950er bis 1980er Jahren in den westlichen Bezirken entstanden waren – oder auch nicht, weil Bürgerinitiativen beispielsweise die „Westtangente“ verhinderten.

Wir verlosen drei Exemplare des im Verlag Berlin-Brandenburg erschienenen Buches unter allen Leserinnen und Lesern, die auf der Tagesspiegel-Gewinnspielseite das Stichwort „Berlin West“ eingeben.

Jüttemann erzählt, wie es zum Bau der als „Schlange“ bekannten Autobahnüberbauung an der Schlangenbader Straße kam. Unter anderem schildert er auch die Geschichte der Gropiusstadt in Neukölln und des Märkischen Viertels in Reinickendorf. Die erste entscheidende Umbruchphase sei „die rasante Urbanisierung in Deutschland an der Wende zum 20. Jahrhundert“ gewesen, schreibt er im Epilog seiner kritischen Auseinandersetzung.

Leider hätten Stadtplaner nach 1945 „die Fehler der Vergangenheit wiederholt“. Bei den Bau- und Verkehrsplanungen im großenteils zerstörten Berlin „kam es zu sozial und ästhetisch unbefriedigenden Lösungen“. Erst die programmatische Schrift „Die Unwirtlichkeit der Städte“ von Alexander Mitscherlich und folgende Werke anderer Autoren hätten die „kritiklose Hinnahme der Moderne“ beendet.

Als Beispiel für hässlichen Straßenbau nach dem Konzept der „autogerechten Stadt“ nennt Andreas Jüttemann die Autobahnbrücke über dem Breitenbachplatz. Inzwischen sind sich fast alle Bürger und Politiker einig darin, dass das Betonungetüm abgerissen werden sollte. Momentan läuft dazu eine Machbarkeitsstudie. Jüttemann hofft, dass „eines Tages die Mittel aufgebracht werden können“, um auch andernorts in Berlin „aufgeständerte Autobahntrassen durch dicht besiedelte Gebiete zurückzubauen“.