Nachbarschaft
Veröffentlicht am 29.03.2018 von Cay Dobberke

Stefan Westphal, Westphal Berlin Kunst & Projekte, Hagenplatz 3, westphal-berlin.de
Noch ist seine geplante Galerie und Kunsthandlung in Grunewald nur ein Rohbau. Aber spätestens zum Gallery Weekend Berlin, das am 27. April beginnt, möchte Stefan Westphal in einen früheren Friseursalon neben dem Café und dem Blumenladen am Hagenplatz einladen. Eigentlich wollte er den knapp 90 Quadratmeter großen Raum am Osterwochenende öffnen. Doch der Umbau dauert länger als erwartet: „Aus der Renovierung ist eine Sanierung geworden“, sagt Westphal. Für Mitte April strebt er das „Soft Opening“ (eine inoffizielle Voreröffnung) an.
Kurz vor der Räumung steht seine Galerie im Ku’damm-Karree, wo sie im Mai 2014 als Zwischennutzer eingezogen war. Den dortigen Vermietern spendet Westphal viel Lob, sie hätten ihm sogar „Sonderwünsche erfüllt“. Nun aber naht der Teilabriss des Karrees. Bis Ende Mai muss Westphal ausziehen, ebenso wie die benachbarten Ku’damm-Bühnen.
Mobilität gehört für den 48-Jährigen zum Beruf. Aufgewachsen ist er im früheren Ost-Berlin, nach dem Mauerfall wollte er Maschinenbau studieren. Dann führte ein Job bei einer Kunstspedition dazu, dass er Assistent in der Galerie Brusberg am Ku’damm wurde. Die erste eigene Galerie gründete Westphal in Prenzlauer Berg. Später kehrte er nach Charlottenburg zurück und leitete eine Zeitlang die „Hofgalerie“. Mit Ausstellungen gastiert er auch bei Banken und Versicherungen und wirkte zuletzt bei einer Schau über den Maler Harald Metzkes mit, die nach Stationen beim RBB und im Kunstmuseum Ahrenshoop derzeit in Bad Saarow läuft.
Nachwuchskünstler wie Absolventen der Kunsthochschule Weißenseee oder der Universität der Künste haben bei Westphal oft die Chance, ihre Bilder und Skulpturen zum Kauf anzubieten. Er arbeitet aber auch mit renommierten Malern oder Bildhauern zusammen. Im Laufe der Jahre „hat sich ein Künstlerstamm herauskristallisiert“. Mehr als bisher will sich Westphal dem Kunsthandel mit Werken verstorbener Künstler widmen. Als seinen „roten Faden“ nennt er figürliche und gegenständliche Kunst. Am Hagenplatz zahlt er mehr Miete für weniger Fläche als bisher und glaubt trotzdem: „Ich werde mich eher verbessern.“ Mit Touristen sei in Grunewald zwar nicht zu rechnen, dafür aber könne er Sammler aus dem Villenviertel anlocken, die vielleicht gerade „ins Café, zum Italiener oder mit dem Hund spazieren gehen“.
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