Nachbarschaft
Veröffentlicht am 03.08.2018 von Cay Dobberke
Wolf Zube, Horenstein Klassikschallplatten & Kaffee, Fechner Straße 3, horenstein.de
Der Tipp kam von unseren Lesern Liliane Ortwein und Stefan Weber: Wolf Zube, „absoluter Experte für Musik, Musiker, Komponisten und Dirigenten“, müsse sein Plattengeschäft zum Jahresende schließen. Es sei immer schön, „gemeinsam beim Kaffee mit ihm fachzusimpeln und Platten zu hören“. Und das wird vielleicht auch künftig möglich sein. Denn der 68-jährige zeigt sich „fest entschlossen“, einen neuen, wenn auch kleineren Laden zu eröffnen. Einen möglichen Standort hat er ganz in der Nähe in Wilmersdorf ausgemacht. Noch steht nicht allerdings nicht fest, ob er dort einziehen kann.
Die „lebendige Vermittlung der Musikgeschichte über Vinyl“ ist das erklärte Ziel des früheren Musikjournalisten und Kritikers. Tausende Schallplatten füllen den Laden, darunter auch ganz alte Schellack-Scheiben. Zube ist auf klassische Musik spezialisiert und hat das Geschäft nach dem ukrainisch-jüdischen Dirigenten Jascha Horenstein (1898 bis 1973) benannt. Doch er führt außerdem Jazz und sagt: „Den zähle ich mit zur Klassik.“
Den Laden eröffnete er 2005 gemeinsam mit einem Freund, der darin ein Café betrieb. Das erwies sich später aber als unwirtschaftlich. Der Geschäftspartner stieg aus. Kuchen gibt es seitdem nicht mehr, aber noch kalte und warme Getränke. Mit dem Umsatz ist Zube zufrieden. Die Schallplatte erlebe ja ein großes Revival. Besonders freut er sich darüber, dass immer öfter junge Kunden kommen. Außerdem ist der Laden international bekannt geworden. Auffällig viele Berlin-Besucher aus China und Japan finden den Weg dorthin. Nun aber hat eine Immobilienfirma das ganze Haus gekauft und ihm zum 31. Dezember gekündigt. Was aus den rund 100 Quadratmeter großen Räumen wird, ist unklar.
Ab September plant der Händler „ein großes Finale zum Kehraus“ mit Kammermusikkonzerten. Livemusik und von ihm moderierte Gespräche mit Musikern oder Branchenvertretern gehörten schon immer zum Konzept – obwohl man sich kaum vorstellen kann, wo das Publikum zwischen den vielen Platten und Möbeln aus den 1950er bis 1960er Jahren überhaupt sitzen konnte.
Foto: Cay Dobberke
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