Nachbarschaft

Veröffentlicht am 15.11.2019 von Cay Dobberke

Gabi Decker beendet nach 25 Jahren ihre Karriere als Kabarettistin und Sängerin.

Einmal noch will sie vor ganz vielen Gästen spielen und singen. „100 Jahre Gabi Decker“, heißt das Programm von Gabi Decker, mit dem sie demnächst ihr 25. Bühnenjubiläum feiert. Warum aber „100 Jahre“? Der Titel steigere die Aufmerksamkeit, und außerdem „lachen alle darüber“, sagt die Kabarettistin. Für den 14. Dezember um 20 Uhr hat sie den Konzertsaal der Universität der Künste (UdK) an der Hardenbergstraße 33 gemietet. Dort reicht der Platz für 1200 Gäste. Rund 500 Reservierungen liegen schon vor, weshalb Decker hofft, dass „ich die Hütte vollkriege“. Das wäre „eine schöne Wertschätzung für meinen Abschluss“.

Denn eines zeigen ihre Werbeplakate nicht: Die Jubiläumsshow wird auch zur Abschiedsvorstellung. „Ich höre auf, es ist mein letzter Auftritt“, sagte die 63-Jährige dem Tagesspiegel beim Gespräch in ihrem griechischen Lieblings-Restaurant Ach! Niko Ach! am Kurfürstendamm. Wir verlosen Freikarten unter allen Leserinnen und Lesern, die auf der Tagesspiegel-Gewinnspielseite das Stichwort „Gabi Decker“ eingeben. Falls Sie nicht gewinnen: Tickets gibt es ab 27,90 Euro im Vorverkauf, unter anderem bei eventim.de.

Das Programm wird ein „Mix aus Altem und Neuem“. Unter anderem schlüpft Gabi Decker in zwei ihrer Parade-Rollen, die Security-Chefin „Roberta Hartmann“ und die „dicke und fette Frau Dr. Agathe Hobstedter“.  Außerdem singt sie live und solo  ohne Band, sondern im „Halbplayback“. Auf ihre Karriere blickt Decker sehr gerne zurück. „Ich wurde verwöhnt, war in allen Comedy-Sendungen, die man sich vorstellen kann, und die Theater waren immer voll“. Auch die Kritiker „haben mich zu 99 Prozent gut behandelt“.

In sechs Soloprogrammen hat Gabi Decker 32 „mehr oder weniger durchgeknallte“ Frauentypen gespielt und mit ihrer Band „Die Devoten“ eigene Songs gesungen. Zwei Mal absolvierte sie große Tourneen. „Ich wollte immer nur singen und habe einfach mein Ding gemacht.“ Jetzt aber haben sich „meine Werte verändert“. Statt ständig an neuen Programmen zu arbeiten, möchte Decker auch einfach mal „tagsüber im Café sitzen, Nähen und meinen Mann beglücken“. Erst im Sommer vorigen Jahres hatte sie den Radiologen Heiner Stiepani geheiratet. Auch er singt und spielt Gitarre.

Das Paar lebt in einer Mietwohnung in Westend, wo Decker gerne kocht und das Vogelfutter für den Garten selbst herstellt. In Westend sei „die Welt noch in Ordnung“, findet sie, die Nachbarn seien freundlich und höflich. Besonders empfiehlt sie die alte Künstlerkneipe „Westend-Klause“ am Steubenplatz, aber auch Spaziergänge um den Lietzensee oder über den Friedhof Heerstraße nahe dem Olympiastadion.

Für ihr soziales Engagement wird die Künstlerin bald mehr Zeit haben. Vor sieben Jahren gründete sie die Gabi-Decker-Stiftung, die alte Menschen in Berlin und dem Umland mit Sachspenden unterstützt (lesen Sie dazu auch den ausführlichen, vor fünf Jahren erschienenen Bericht von Tagesspiegel-Redakteurin Elisabeth Binder). Das erklärte Ziel der Stiftung lautet, die „Würde des Menschen und seine größtmögliche Autonomie“ im Alter zu bewahren. Senioren in finanzieller Not können beispielsweise um Kühlschränke, Waschmaschinen oder Matratzen bitten. Die Stiftung „besteht nur aus mir und einem Transporteur“, erzählt Decker.

Darüber hinaus ist sie Schirmherrin der Berliner Schwulenberatung. In dieser Rolle sammelte sie insbesondere Geld für deren „schwules Altersheim“, den Lebensort Vielfalt an der Niebuhrstraße. Das Projekt sei ein großer Erfolg, schwärmt Decker. Das zeige nicht zuletzt die Warteliste, auf der inzwischen rund 800 Namen stehen.

Auch als TV- und Radiomoderatorin und Buchautorin ist die gebürtige Niedersächsin bekannt geworden. Gelegentliche Auftritte in Comedy-Shows im Fernsehen schließt sie auch für die Zukunft nicht aus. Und: „Talkshows gehen immer!“ Oft gastierte Gabi Decker bei den „Wühlmäusen“, dem Charlottenburger Kabarett-Theater von Dieter Hallervorden. Dessen Neffe Daniel Domdey sei auch ihr bisheriger Veranstaltungsmanager, erzählt sie. Sollten die „Wühlmäuse“ sie irgendwann noch einmal zu einem gemeinsam Auftritt mit anderen Künstlern einladen, würde sie vielleicht nicht ablehnen. Eines aber stellt Gabi Decker klar: „Mit den Solo-Shows ist Schluss!“

Foto: Cay Dobberke

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