Nachbarschaft

Veröffentlicht am 21.02.2020 von Cay Dobberke

Frauke Poolman ist Online-Märchenerzählerin, Hörspielsprecherin und Schauspielerin (brooma.defraukepoolman.de).

Immer wieder stört sich Frauke Poolman daran, dass Eltern ihre Kinder fantasielos beschäftigen, indem sie ihnen einen Tabletcomputer in die Hand drücken und sie „schlecht gesprochene Zeichentrickfilme“ anschauen lassen. Das gehe doch besser, dachte sich die aus vielen Hörfunk- und Hörspielproduktionen bekannte Sprecherin, die mit ihren 58 Jahren bereits dreifache Großmutter ist. Sie setzte sich einfach mal in einen Sessel in ihrem Wohnzimmer, las Märchen vor und zeichnete das per Kamera auf. Im kommenden März feiert Poolman das zweijährige Bestehen ihres Projekts „BroOma“. Die Video-Lesungen sind gratis auf ihrer Webseite und in ihrem YouTube-Kanal abrufbar.

„Ich verdiene damit kein Geld, es ist mein soziales Projekt“, sagt Frauke Poolman. Tatsächlich investiert sie sogar Geld, denn sie bezahlt einen Kameramann und einen Grafikdesigner, der viele der Videos mit Zeichnungen verschönert. Gegen eine geringe Spende können Interessierte die Märchen-Oma auch zu häuslichen Lesungen einladen (Kontakt: poolman@brooma.de). Zu ihrem Publikum gehören nicht nur Kinder und deren Eltern, sondern auch viele Senioren. Hauptsächlich trägt Frauke Poolman bisher unbekannte oder wenig verbreitete Märchen vor, die Schriftsteller ihr zusenden. Nutzungsgebühren für Werke berühmter Autoren kann und will sie nicht zahlen. Allerdings las sie schon mal ein Märchen des 1875 verstorbenen dänischen Dichters und Schriftstellers Hans Christian Andersen vor. Mehr als 70 Jahre nach dem Tod eines Künstlers gelte das Urheberrecht in der Regel nicht mehr, begründet Poolman dies.

Und was bedeutet BroOma? Das „Bro“ vor der „Oma“ stammt aus der Jugendsprache ihres ältesten Enkels, der zeitweilig diverse Familienmitglieder als „Bro“ bezeichnet hatte. Außerdem mag Poolman das Wort, weil „broma“ auf Spanisch „Scherz“ und „Witz“ bedeutet.

Mit ihrem Ehemann Udo Kroschwald (bekannt als Darsteller des Kriminalhauptkommissars Jan Reuter in der ZDF-Fernsehserie „SOKO Wismar“) wohnt sie nahe dem Lietzensee. Durch ihren Kiez geht sie „wahnsinnig gerne zu Fuß“ – besonders, aber nicht nur im Lietzenseepark. „Ganz toll“ findet Poolman die Neubelebung des dortigen alten Parkwächterhauses durch den Anwohnerverein ParkHaus Lietzensee. Außerdem empfiehlt sie unter anderem den bayerischen Feinkostladen und Spezialitäten-Imbiss Weiß Blau in der Knobelsdorffstraße 37. Das Geschäft wirke wie ein „Mini-Wohnzimmer“ und locke ein ganz gemischte Klientel an. „Das ist ein bisschen wie im Märchen.“

Die gebürtige Schmargendorferin stammt aus einer Schauspielerfamilie. Ihre in Amsterdam geborene Mutter Marylu Poolman wurde vor allem in der DDR bekannt, wo sie lange im Schauspielhaus Leipzig sowie in Kino- und Fernsehfilmen auftrat. So kam es, dass auch Frauke Poolman einige Jahre lang in Leipzig lebte. Als Schauspielerin ist sie kaum noch tätig, sondern konzentriert sich auf ihre Arbeit als Sprecherin. Außerdem unterrichtet sie an einer Schauspielschule in Minden und lehrt Mikrofon- und Hörspielarbeit an der Otto Falckenberg Schauspielschule in München. Dadurch „bin ich viel unterwegs“.

Foto: Video-Screenshot

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