Nachbarschaft

Veröffentlicht am 10.07.2020 von Cay Dobberke

Katja Kammer ist die neue Leiterin des Forstamts Grunewald. Das Bild zeigt sie mit ihrem Vorgänger Elmar Kilz bei der symbolischen Schlüsselübergabe.

Eigentlich „wollte ich die Chefin meines Vaters werden“, sagt die 37-jährige gebürtige Thüringerin. Er ist Forstwirtschaftsmeister und bildet thüringische Nachwuchskräfte an Maschinen aus. Die Liebe zum Wald liegt in der Familie. Schon Katja Kammers Großvater transportierte Holz als „Pferderücker“ mit der Hilfe von Arbeitspferden.

Sie selbst studierte Forstwissenschaften in Göttingen, arbeitete in der hessischen Landesforstverwaltung, absolvierte ein Referendariat und promovierte. Dann wurde sie Vize-Amtsleiterin im sächsischen Forstbezirk Chemnitz – bis eine Ausschreibung der Berliner Forsten zeigte, dass der langjährige Grunewalder Amtsleiter Elmar Kilz in den Ruhestand geht und seine Stelle neu besetzt werden soll.

Nach Berlin zog es Katja Kammer aus mehreren Gründen. Die Leitung eines Forstamts sei in der Regel „eine Lebensstelle“ bis zum Rentenalter, sagt sie. Praktischerweise wohne sie mit ihrem Lebensgefährten und seinem in die Partnerschaft eingebrachten Sohn nicht weit entfernt in Brandenburg. Mit etwa 40 Minuten Fahrtzeit zum Grunewald könne sie gut leben.

Reizvoll findet die Försterin außerdem, dass der Grunewald etwas „Besonderes und Spezielles“ sei. Er sei ein „Erholungswald für die Bevölkerung“, in dem die Berliner Forsten nicht zuletzt für einige Liegenschaften verantwortlich sind – darunter die verpachteten Restaurants am Grunewaldturm und in Nikolskoe. Auch der Umgang mit den Bürgern „im Spannungsfeld des Klimawandels“ sei eine Herausforderung. Dazu gehört die Fortführung und Weiterentwicklung der Ausstellung „Wald.Berlin.Klima.“, die unter Elmar Kilz als Waldlehrpfad nahe der Havelchaussee entstanden war.

Auch eine neue „Besucherführung“ am Grunewald- und Schlachtensee gehört zu den Zielen der Chefin. Unter anderem will sie die „enorme Vermüllung“ reduzieren. Besonders in der Coronakrise seien der Wald und die Seen für viele Berliner zum „einzigen Naherholungsgebiet“ geworden. Leider nähmen längst nicht alle Leute ihren Abfall mit nach Hause. Ein weiteres Problem seien buddelnde Hunde. Im Extremfall „sterben Bäume dadurch ab“.

Nach und nach möchte sich Katja Kammer „den Wald erlaufen“, auch mal in der Freizeit mit ihrer Familie, und Berlin besser kennenlernen. Bisher hat sie sich auf „Highlights“ konzentriert, vor allem im östlichen Stadtzentrum. Abgesehen davon ist sie für Arztbesuche oder Einkäufe oft in Steglitz-Zehlendorf unterwegs, was natürlich darauf beruht, dass große Teile des Grunewalds zu dem südwestlichen Bezirk gehören und einige Kieze am Rande des Forstes liegen – genauso wie in Charlottenburg-Wilmersdorf.

Text: Cay Dobberke; Foto: Berliner Forsten

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