Nachbarschaft

Veröffentlicht am 14.05.2021 von Cay Dobberke

Josephine Gabler leitet das Käthe-Kollwitz-Museum an der Fasanenstraße 24.

„Das Gebäude geht uns nur noch auf die Nerven“, sagt die Direktorin über die alte Villa, in der ihr Museum residiert. Seit 33 Jahren werden dort Skulpturen, Malereien und Grafiken von Käthe Kollwitz (1867 bis 1945) gezeigt. Doch das Haus ist zu klein für umfangreiche Ausstellungen und auch nicht barrierefrei, was sich wegen des Denkmalschutzes kaum ändern lässt. Deshalb freut sich Josephine Gabler auf den im Frühjahr 2022 geplanten Umzug des Museums in den großen Theaterbau des Schlosses Charlottenburg. Dafür fehle allerdings noch Geld, sagt sie. „Natürlich werden wir Lottomittel beantragen.“ Trotzdem sei mit einer Finanzierungslücke in Höhe von 50.000 Euro zu rechnen.

Deshalb startet im Juni eine Online-Spendenaktion. Die dreimonatige Kampagne werde in die soeben neu gestaltete Museums-Webseite eingebunden und vielleicht zusätzlich auf einer speziellen Crowdfunding-Plattform im Internet laufen, kündigt Josephine Gabler an. Wegen begrenzter Möglichkeiten könne man keine exklusiven Gegenleistungen für Geldgeber:innen anbieten, die es beim Crowdfunding sonst oft gibt.

Seinen laufenden Betrieb finanziert das Museum etwa zur Hälfte aus Eintrittsgeldern, Spenden und Verkäufen im hauseigenen Shop. Diese Einnahmen fehlen natürlich während der momentanen Schließung im Corona-Lockdown. Normalerweise stammen etwa 90 Prozent der Besucher:innen aus dem Ausland und die meisten davon aus Übersee. Das Land Berlin unterstützt das Museum seit sieben Jahren mit Fördermitteln.

Die meisten vorhandenen Werke von Käthe Kollwitz hatte der Maler, Galerist und Kunstsammler Hans Pels-Leusden (1908 bis 1993) gestiftet. Am künftigen Standort wird zunächst nur das Parterre nutzbar sein, weil die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg den frühklassizistischen Theaterbau renoviert. Dessen Obergeschoss steht voraussichtlich erst ab 2024 zur Verfügung.

Im Corona-Lockdown musste das Museum für Besucher schließen. Ersatzweise veranstaltet Josephine Gabler kostenlose Online-Führungen durch die Sonderausstellung „Käthe Kollwitz – Mit Händen sprechen“. Außer über das Internet habe leider „noch niemand die Ausstellung gesehen“, bedauert sie. Die nächsten Termine gibt es an diesem Sonntag (16. Mai) um 17 Uhr anlässlich des „Internationalen Museumstags“ und am 30. Mai um 15 Uhr. Bei den 30- bis 45-minütigen Führungen können sich jeweils bis zu 15 Interessierte nach einer Anmeldung per E-Mail an info@kaethe-kollwitz.de zuschalten.

Als Museumsdirektorin amtiert Josephine Gabler seit rund drei Jahren. Sie ist gebürtige Berlinerin aus Zehlendorf und wohnt heute – auch wegen der Nähe zu ihrem Arbeitsplatz – in Schmargendorf. An der Freien Universität (FU) studierte sie Geschichte, Kunstgeschichte und Bibliothekswissenschaften. Ihre Promotion schrieb sie über die Plastiken von Käthe Kollwitz. Später war sie unter anderem im Georg-Kolbe-Museum in Westend und für die Schlösserstiftung tätig.

Anschließend leitete Josephine Gabler das „Museum Moderner Kunst“ in Passau. Im Kollwitz-Museum kuratierte sie bereits 2011 eine Jubiläumsausstellung. Sie hat auch langjährige persönliche Kontakte zur Familie Kollwitz, die auf einem glücklichen Zufall beruhen. Ihr Vater, ein Arzt, war ein Kollege des Enkels der Künstlerin, Arne Kollwitz.

  • Foto: Cay Dobberke
  • Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge an cay.dobberke@tagesspiegel.de