Nachbarschaft

Veröffentlicht am 15.03.2024 von Cay Dobberke

Sein Thema seien „seelische Abgründe und Psychologie“, sagt Jordan Wegberg. Der erste Roman des Schriftstellers, Lektors, Übersetzers und Dozenten handelte von einem Jugendlichen mit einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung. Und in seinen Berlin-Krimis geht es nicht allein um Mordfälle, sondern auch um den Versuch des ermittelnden Kommissars, nach einem Umzug aus Essen in die Hauptstadt die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Der Beamte des Landeskriminalamts möchte nicht preisgeben, dass er transsexuell ist.

Soeben hat der in Westend lebende Autor unter dem Titel „Euch möchte ich alles geben“ den dritten Teil der Krimireihe veröffentlicht. Diesmal geht es um den scheinbaren Unfalltod eines Mannes, der auf der Stadtautobahn die Kontrolle über sein Auto verliert. In seinem Blut wird eine hohe Dosis psychoaktiver Pflanzen festgestellt. So viel kann man verraten: Der Mann wurde vergiftet. Aber von wem und warum?

Seit 2021 erscheint die Krimireihe bei „Aufbau Digital“ in Berlin. Einerseits freut sich Wegberg darüber, einen renommierten Verlag gefunden zu haben, andererseits ist er „nicht glücklich“ damit, dass es sich allein um E-Books und Hörbücher handelt. Er bevorzugt gedruckte Bücher. Seine früheren und mit einigen Literaturpreisen ausgezeichneten Werke waren auch in dieser Form erschienen.

Den neuen Roman präsentiert er am 12. Juni im Charlottenburger „Café Morgenlicht“. Leider entfalle dabei die Möglichkeit, das Buch an Ort und Stelle zu kaufen und es signieren zu lassen, bedauert der Autor.

In die „Feinheiten der Polizeiarbeit“ musste sich Wegberg hineinarbeiten. Dabei halfen ihm Bücher, Internet-Recherchen, Podcasts und persönliche Gespräche. An der Volkshochschule Steglitz-Zehlendorf leitet er ein „Romanlabor“. Jeweils 14 Wochen lang begleitet er Autorinnen und Autoren auf dem Weg zur Veröffentlichung. Infolge der Corona-Pandemie findet der Kurs seit 2022 online statt. Außerhalb der VHS bietet Wegberg auch Einzelcoachings an.

Der 60-Jährige stammt aus Krefeld und lebte als Jugendlicher mit seiner Mutter in einem Schweizer Bergdorf. In Düsseldorf und Essen studierte er Germanistik, Anglistik, Literaturvermittlung und Medienpraxis. 2007 zog er nach Berlin um und entdeckte dabei den Ortsteil Westend. „Ich habe mich spontan in die Gegend verliebt.“ Wegberg mag „die schönen Villen, das viele Grün und die Ruhe“. Er selbst wohnt nicht luxuriös, sondern in einem normalen Mietshaus.

Zu seinen Hobbys gehört die Fotografie. Eine Charlottenburger Galerie zeigte kürzlich die erste Einzelausstellung Lightscapes mit Naturaufnahmen und Stadtpanoramen, die Wegberg nachträglich bearbeitet hat, um „die Welt zum Leuchten“ zu bringen. In seinem Kiez engagiert er sich im interkulturellen Zentrum Ulme 35 und als Mitgründer eines Fotoklubs. Durch Berlin, das Umland und die Prignitz wandert er mit seinem Hund jährlich bis zu 2500 Kilometer.

Wegberg liebt Vogelgesang – aber auch Technomusik. Im Sommer besucht er seit mehr als 20 Jahren mit seiner Tochter das Goa-Trance-Festival Antaris Project auf dem brandenburgischen Flugplatz Stölln/Rhinow am Gollenberg.